Monstersturm «Ike» tobt über Texas
Houston/dpa. - Das Zentrum des mächtigen Hurrikans «Ike» ist mit voller Wucht auf die texanische Küste geprallt. Das US-Hurrikan-Zentrum meldete, das Auge von «Ike» sei um 9.10 MESZ bei der Stadt Galveston auf Land getroffen.
Nach ersten Berichten kamen in dem Wirbelsturm zwei Menschen um Leben. Nahe der Stadt Corpus Christi ertrank ein junger Mann in den Fluten. An der texanischen Küste wurde ein Kind von einem Baum erschlagen, den sein Vater vor Eintreffen des Sturms abgesägt hatte, berichteten «Fox News».
Der schwer einzuschätzende Sturm bewegte sich nach Angaben des Zentrums weiter ins Landesinnere in Richtung der Millionenmetropole Houston. «Ike» wurde in der Kategorie zwei der fünfteiligen Skala eingestuft und erreicht Windgeschwindigkeiten von 175 Kilometer in der Stunde.
Die Vorboten des Monstersturms waren seit Freitag über die texanische Golfküste getobt. Eine Million Menschen waren Berichten der örtlichen Zeitung «Houston Chronicle» zufolge ohne Strom. In der 30 Kilometer nördliche gelegenen Stadt Houston bereiteten sich die Menschen darauf vor, dass «Ike» mit sehr hohen Windgeschwindigkeiten über die viertgrößte Stadt der USA hinwegfegt.
Meteorologen befürchteten eine mehr als sieben Meter hohe Sturmflut und über 16 Meter hohe Wellen. «Ike» steuerte zuletzt als Hurrikan der Kategorie zwei auf die texanische Golfküste zu. Laut Experten könnte er aber noch weiter an Kraft zulegen und schließlich als Sturm der dritthöchsten Kategorie mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 180 Stundenkilometer auf Land treffen. «Es klingt wie ein Güterzug», sagte ein CNN-Reporter an der texanischen Küste.
«Das ist ein unglaublich zerstörerischer Sturm», sagte der Gouverneur von Texas, Rick Perry. «Ike» trieb seinen Worten zufolge im ganzen Staat 1,2 Millionen Menschen in die Flucht. 12 500 alte oder kranke Menschen seien von Helfern aus der Gefahrenzone gebracht worden. Die Behörden befürchten Schäden in Höhe von 15,3 Milliarden US-Dollar (11 Milliarden Euro) durch den Sturm, auf dessen vorausberechneten Weg auf dem Festland rund 15 Millionen Menschen leben.
Der Bürgermeister von Houston, Bill White, kündigte derweil eine Ausgangssperre für die zwei Millionen Einwohner zählende Metropole an. Er sei besorgt, dass der Sturm die Fenster der zahlreichen Hochhäuser zertrümmern könnte und die Scherben auf Menschen herabregnen. Das Ausgangsverbot werde von Sonnenuntergang bis Tagesanbruch gelten, sagte White zu CNN.
Die Katastrophenschutzbehörde FEMA rechnet damit, dass 100 000 Häuser überflutet werden. Meteorologen erwarten, dass Galveston komplett unter Wasser gesetzt wird. Für Houston sei das größte Problem jedoch der Wind, der mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern die viertgrößte Stadt der USA heimsuchen könnte, hieß es. In Houston und Umgebung leben knapp vier Millionen Menschen.
Gouverneur Perry sorgte sich vor allem um die wirtschaftlichen Langzeitfolgen durch den Sturm. Am späten Freitagnachmittag hatte bereits die Hälfte der 26 Raffinerien in der betroffenen Region den Betrieb eingestellt. «Dieser Sturm hat das Potenzial, auf lange Sicht nicht nur in Texas, sondern im ganzen Land wirtschaftlichen Schaden anzurichten», sagte der Gouverneur im US-Fernsehen.
Meteorologen erwarten, dass Galveston besonders schwer getroffen wird. «Galveston könnte verschwinden», sagte John Dennis, der in dem kleinen, benachbarten Küstenort La Marque sein Auto auftankt, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Aber nicht jeder teilt die Sorge. «Ich gehe nicht», meint Mary Louise und zeigt zum Himmel, um zu bedeuten, dass wohl alles nicht so schlimm werden wird. Ihr Haus sei hoch genug gelegen, um von den Fluten verschont zu werden.
Die US-Küstenwache und die Armee gaben derweil die Bergung von 22 Seeleuten von einem manövrierunfähigen Frachter im Golf von Mexiko wegen des nahenden Hurrikans auf. «Das ist einfach zu gefährlich», sagte ein Sprecher der Küstenwacht. Das mit Kokskohle beladene Schiff liegt etwa 150 Kilometer vor der Küste auf hoher See.