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Möbelhersteller Möbelhersteller: Werkstätten Hellerau sind im Osten aktiv

Von Gudrun Janicke 18.08.2006, 07:25
Blick am Freitag (18.08.2006) auf das Eingangstor der Deutschen Werkstätten Hellerau vor den Toren Dresdens. (Foto: dpa)
Blick am Freitag (18.08.2006) auf das Eingangstor der Deutschen Werkstätten Hellerau vor den Toren Dresdens. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Diese haben stattliche Ausmaße, sind Appartements oder Villen. DieAuftragslage des traditionsreichen deutschen Möbelherstellers istentsprechend gut. Zumal der Innenausstatter bereits im Westen einzahlungskräftiges Klientel hat, dessen Yachten oder Firmensitzeauszustatten sind. Auf diese Entwicklung hat das Unternehmen reagiertund ein neues Produktions- und Verwaltungsgebäude errichtet. Am 24.August wird es eröffnet.

«Von der Gestaltung der Innenräume über Technik wie Wasser undStrom bis zur Dekoration mit Lampen und Möbeln unterbreiten wir denKunden komplette Angebote», sagt Geschäftsführer Fritz Straub.Hauptaugenmerk werde auf die ingenieurtechnische Betreuung desInnenausbaus und die Ausführung gelegt. Die Krise in derBauwirtschaft lässt die Sachsen nicht kalt, doch sie konnten sich amMarkt behaupten. Gepunktet werde mit handwerklicher Perfektion,verbunden mit ingenieurtechnischer Präzision, sagt Straub.

Nach der Wende sah es zunächst nicht rosig aus für das 1898 vomspäteren Werkbundinitiator Karl Schmidt gegründete Unternehmen. Mitder Möbelherstelltung war kein Geld mehr zu verdienen. Zu DDR-Zeitendagegen waren die Schrankwände und Schlafzimmermöbel begehrt. Auch inden Westen wurde exportiert. Inzwischen ist die Schrankwand «MDW»(Montagemöbel Deutsche Werkstätten) von Anfang der 1960er Jahre sogarein Klassiker, für den Liebhaber-Preise gezahlt werden.

«Mit der Privatisierung 1992 haben wir uns auf die Fähigkeiten imInnenausbau besonnen», schildert Straub. Für den Pharmaexperten wardie Möbelbau- und Innenausbaubranche damals absolutes Neuland.Eigentlich wollte er eine Firma seiner Branche im Osten von derTreuhand übernehmen.

Erste Erfahrungen mit dem Innenausbau von Yachten wurden gemacht.Inzwischen bauen die Hellerauer ein bis zwei Schiffe im Jahr miteiner Länge von 60 und 140 Meter aus. «Wir arbeiten im oberstenSegment. Bringen absolute Unikate», sagt Straub. Die Eigner wolltenihren individuellen Stil verwirklicht sehen. «Und sie verlangenSchweigen über ihre Identität.» Referenzlisten von Prominenten oderGutbetuchten, für die gearbeitet wurde, gibt es deshalb nicht.

Perfektion und Diskretion waren auch die Eintrittskarte für diezahlungskräftige Gesellschaft in Russland. «Wir sind mit offenenArmen empfangen worden und werden regelrecht herumgereicht»,berichtet Straub. Vor Ort sei bereits eine eigene Firma gegründetworden, um Aufträge schneller bearbeiten zu kommen.

Der Jahresumsatz der rund 100 Mitarbeiter und 15 Lehrlinge lag2005 Straubs Angaben zufolge bei 15 Millionen Euro. «Die Situationist gut», sagt er optimistisch. Im Vorjahr sei ein Sprung von 20Prozent gemacht worden. «Es gibt genug Leute, die den Preis zahlenkönnen, den unsere Arbeit wert ist. Leider nicht in Deutschland.»Hier werden meist Firmensitze oder Bauten wie das DresdnerCongresscenter oder der Landtag ausgestattet.

Das neue Produktionsgebäude in Hellerau entstand mit einerInvestitionssumme von 10 Millionen Euro. Früher waren die Werkstättenein reiner Handwerksbetrieb. In der Halle ist nun ausreichend Platzfür Geräte zur Bearbeitung von Holz auf höchstem technologischemNiveau. Dabeben werden ganz klassisch per Hand Möbel aus Holz mitwunderschönen Furnieren zusammengebaut. «Wir haben eine guteKombination gefunden zwischen traditioneller Schreinerarbeit und demHightech-Wissen des Ingenieurs.»