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Mittelfinger gegen AfD-Politiker Mittelfinger gegen AfD-Politiker: Geste von Ramelow auf Twitter kontrovers diskutiert

18.07.2020, 13:46
Bodo Ramelow (M, Linke), Ministerpräsident von Thüringen, spricht im Landtag mit Mundschutz mit anderen Abgeordneten der Linke-Fraktion.
Bodo Ramelow (M, Linke), Ministerpräsident von Thüringen, spricht im Landtag mit Mundschutz mit anderen Abgeordneten der Linke-Fraktion. dpa-Zentralbild

Erfurt - Der Mittelfinger, den Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) im Landtag dem AfD-Abgeordneten Stefan Möller zeigte, sorgt auf Twitter für kontroverse Diskussionen. Thüringens SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee schrieb im Kurznachrichtendienst, Ramelow habe eine Grenze überschritten. „Sie begeben sich auf das Niveau derer, die Sie beleidigt haben“, heißt es in dem an Ramelow gerichteten Tweet. Die SPD ist Teil der rot-rot-grünen Landesregierung. Widerspruch erntete Tiefensee unter anderem von Juso-Chef Kevin Kühnert.

Ramelow hatte Möller auch „widerlicher Drecksack“ genannt

In einem am Freitag ausgestrahlten MDR-Interview hatte Ramelow zudem eingeräumt, Möller im Landtag auch als „widerlicher Drecksack“ bezeichnet zu haben. „Es gehört sich nicht, im Parlament so was zu sagen, was ich gesagt habe, aber ich wiederhole es. Herr Möller ist mit dem, was er gerade im Parlament gemacht hat, aus meiner Sicht ein widerlicher Drecksack“, sagte der Linke-Politiker vor der MDR-Kamera.

Auf Twitter verteidigten ihn zahlreiche Nutzer, andere kritisierten ihn. Bereits kurz nach dem Eklat hatte sich Ramelow auf Twitter reumütig gegeben: „Dem Landtag gebührt mein Respekt als Verfassungsorgan. Den habe ich heute nicht im gebotenen Maße gezeigt. Gleichwohl werde ich meine antifaschistische Grundhaltung niemals von der AfD instrumentalisieren lassen“, schrieb der 64-Jährige.

AfD-Fraktion ließ den Ältestenrat des Landtages einberufen

AfD-Landessprecher Björn Höcke hat Ramelow einen Rücktritt nahegelegt. „Wenn er einen Funken politischen und menschlichen Anstand besäße, würde er zurücktreten!“, hatte er erklärt.

Die Mittelfinger-Geste hatte Ramelow am Freitag während einer hitzigen Landtagsdebatte über den Umgang mit Akten zum „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) gemacht. Möller, der in Thüringen auch AfD-Landessprecher ist, griff im Landtag die Linke an: „Schauen Sie sich doch mal selbst an, wer in Ihren eigenen Reihen ist“, sagte er und verwies auf den ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar. Im Jahr 2016 wurde bekannt, dass Klar für einen Linken-Abgeordneten im Bundestag arbeitete. Anschließend ging Möller auf den Verfassungsschutz ein, den er als skandalgeneigte Behörde bezeichnete. „Wer da schon alles Tolles beobachtet wurde, nicht wahr, Herr Ramelow?“, sagte Möller in Richtung des Thüringer Regierungschefs. Ramelow zeigte Möller daraufhin den Mittelfinger. Die AfD-Fraktion ließ den Ältestenrat des Landtages einberufen, die letzte Sitzung vor der Sommerpause wurde unterbrochen. (dpa)