Mittelamerikaner nutzten schon vor 3000 Jahren Kakao
Washington/dpa. - Schon um 1150 vor Christus haben die Bewohner Mittelamerikas Kakao genascht - mindestens 500 Jahre eher als bislang angenommen. Das haben Analysen antiker Tongefäße aus dem heutigen Honduras ergeben.
Die Schoko-Getränke seien damals vermutlich nicht aus den Kakao-Bohnen, sondern aus dem Fruchtfleisch hergestellt worden und enthielten wahrscheinlich Alkohol.
Das berichten US-Forscher in den «Proceedings» der US-Akademie der Wissenschaften («PNAS»; online vorab veröffentlicht). Der Kakao wurde demnach auf wichtigen Festen wie Hochzeiten oder Geburten serviert.
Insgesamt untersuchten John Henderson von der Cornell University in Ithaca (US-Staat New York) und seine Mitarbeiter 13 Tonscherben, die im Dorf Puerto Escondido ausgegraben worden waren. An 11 der Scherben fanden die Forscher Spuren von Theobromin, einer Substanz die in Mittelamerika nur in der Kakaopflanze vorkommt. Radiokohlenstoffmessungen erlaubten eine Altersbestimmung der Funde. Die ältesten Kakaospuren der Welt fanden die Wissenschaftler an einem Gefäß aus der sogenannten Ocotillo-Phase aus der Zeit von 1400 bis 1100 vor Christus.
Die chemische Analyse erlaube keine Rückschlüsse darauf, aus welchen Pflanzenbestandteilen der Kakao hergestellt worden sei. Form und Dekoration der Gefäße stützen aber die Theorie, dass die ersten Kakao-Getränke aus dem Fruchtfleisch hergestellt wurden. So hätten die frühen Tongefäße einen langen Hals. Dieser sei ideal zum Ausschenken von Flüssigkeiten. Weniger geeignet sei diese Form, um aufgeschäumten Kakao zu servieren. Das Aufschäumen aber sei ein gängiger Schritt bei der Zubereitung von Kakao aus den Bohnen gewesen. Außerdem hätten auch andere Kulturen aus dieser Zeit, etwa im Nahen Osten oder in China, alkoholhaltige Getränke aus zuckerreichen Pflanzenbestandteilen hergestellt. Das Kakao-Getränk der Mittelamerikaner könnte bis zu fünf Prozent Alkohol enthalten haben, berichten die Wissenschaftler.
Kakao in der aus den Bohnen gewonnenen Variante erlangte nach und nach eine zentrale Bedeutung im sozialen und rituellen Leben der Mittelamerikaner. Bei den Azteken schließlich bekam er sogar einen ökonomischen Gegenwert, wurde quasi das Geld der Azteken. Vor allem die Mächtigen und Reichen nutzen Schokolade als Mittel, um ihr Ansehen und ihren politischen Einfluss zu sichern, berichten die Forscher weiter. Die ersten Kakao-Genießer in Puerto Escondido hingegen seien noch keine Aristokraten gewesen. Vermutlich hätte der Kakao aber dazu beigetragen, den Aufstieg bestimmter Eliten voranzutreiben.