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Milliardenspiel Fußball Milliardenspiel Fußball: Hamburg-Mannheimer versichert die WM 2006

Von Tim Braune 22.10.2003, 12:53
Der Präsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, Franz Beckenbauer (r), und der Vorstandsvorsitzende der "Hamburg-Mannheimer", Götz Wricke (M), unterschreiben am 8.10.2002 nach einer Pressekonferenz in Hamburg neben "Herrn Kaiser" (l, Nick Wilder) einen Kooperationsvertrag. (Foto: dpa)
Der Präsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, Franz Beckenbauer (r), und der Vorstandsvorsitzende der "Hamburg-Mannheimer", Götz Wricke (M), unterschreiben am 8.10.2002 nach einer Pressekonferenz in Hamburg neben "Herrn Kaiser" (l, Nick Wilder) einen Kooperationsvertrag. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland wird ein Milliardengeschäft. TV-Rechte, Sponsoring, Merchandising und Eintrittskarten lassen die Kassen des Weltverbandes FIFA klingeln. Und wo viel Geld im Spiel ist, sind ausreichende Versicherungen gefragt. Stromausfälle, Terroranschläge oder Naturkatastrophen sind die Szenarien, mit denen sich der Chef der Hamburg-Mannheimer Sports GmbH, Jürgen Görling, beschäftigt. Deutschlands führender Sportversicherer, der auch die Europameisterschaft im nächsten Jahr in Portugal betreut, deckt 2006 die Risiken der Großveranstaltung auf deutscher Seite ab. «Am teuersten wäre es, wenn die WM komplett ausfällt. Das würde uns um die 150 Millionen Euro kosten.»

Ein hohes Risiko für die in Bundesliga und Champions League aktive Hamburg-Mannheimer, das konkurrierende Versicherungskonzerne scheuten. «Seit dem 11. September und dem Börsencrash der New Economy fassen Versicherer nur noch Sachen an, von denen sie etwas verstehen», sagt Görling. So hatte die französische AXA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die Notbremse gezogen und den Vertrag mit der FIFA für die WM 2002 in Südkorea und Japan gekündigt. Zu hohen Preisen musste der Weltverband anschließend die Titelkämpfe beim amerikanischen Konzern NIC absichern.

Um unabhängiger von den Versicherungen zu sein, geht die FIFA bei der WM in Deutschland nun andere Wege. Der Verband hat am Kapitalmarkt einen Katastrophenbond aufgelegt. Die Ausfallanleihe über 350 Millionen Schweizer Franken (230 Mio Euro) wird zunächst hinterlegt und an die Investoren plus Zinsen zurückgezahlt, wenn die Titelkämpfe vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 planmäßig über die Bühne gehen.

Damit ist ein Teil der erwarteten Gesamteinnahmen von 1,8 Milliarden Euro abgesichert. Rund 1,4 Milliarden Euro gehen an die FIFA, 400 Millionen Euro erhält das deutsche Organisationskomitee. Das OK mit Franz Beckenbauer an der Spitze hat mit der Hamburg- Mannheimer die Ausfallversicherung über 150 Millionen Euro abgeschlossen.

«Die regelwütige, penible FIFA hat dafür gesorgt, dass der lokale Veranstalter die größten Risiken zu tragen hat», meint Görling. Wesentlich entspannter können die erwarteten 3,2 Millionen Zuschauer auf der Tribüne sitzen, wenn zum zweiten Mal nach 1974 wieder in Deutschland der WM-Ball rollt. «Jeder im Stadion ist über die Eintrittskarte mit einer Summe von 70 000 Euro versichert», erklärt der Experte.

Doch wichtiger ist, was auf dem Platz passiert. Denn die millionenschweren Beine von Beckham, Ronaldo oder Ballack sind über teure Policen bei internationalen Versicherern gegen verletzungs- bedingte Ausfälle geschützt. Die Gesundheit von Portugals Ballzauberer Luis Figo (Real Madrid) soll etwa 70 Millionen Euro wert sein. Und diese ist nicht nur bei Welt- und Europameisterschaften, sondern auch im Ligabetrieb durch rustikale Innenverteidiger gefährdet.

Allein in der vorletzten Saison wurden bei der Hamburg-Mannheimer Bundesligaprofis mit einer Versicherungssumme von 225 Millionen Euro gegen Invalidität und Tod abgesichert. Rekordmeister Bayern München vertraut hingegen auf den Londoner Branchenriesen Lloyds. «Das Risiko bei so einer Mannschaft ist hoch. Die sitzen ja ständig zusammen im Bus, Hotel oder im Flieger. Wenn der runter kommt, kostet das locker 180 Millionen Euro», sagt Görling. Um so hohe Summen im Schadensfall aufzubringen, ist meist ein Geflecht von dutzenden Versicherern direkt oder indirekt beteiligt.

Nicht nur die Clubs schützen ihr wertvolles Spielermaterial mit teuren Policen. Die Fernsehsender, die jede Elite-Liga in Europa mit ihren Geldern am Leben erhalten, kalkurieren mit hohen Einschaltquoten. Inzwischen gibt es Versicherer, die nicht nur den Ausfall von Live-Übertragungen, sondern selbst das Nichterreichen bestimmter Zuschauerquoten abdecken.

Vom jährlichen Prämienaufkommen (4 bis 6 Mio Euro) betrachtet ist die Sports GmbH, die auch Leichtathletik, Basketball oder Eishockey versichert, für den milliardenschweren Mutterkonzern Hamburg- Mannheimer ein Nischengeschäft. Zwar bringt die WM 2006 der Sport- Sparte über drei Jahre ein Prämienplus von insgesamt 10 Millionen Euro, doch Vorstandschef Götz Wricke setzt vielmehr auf den Imagegewinn als WM-Versicherer und Sponsor: Der Glanz der Weltmeisterschaft im eigenen Land werde auch auf Deutschlands zweitgrößten Lebensversicherer und das Neukundengeschäft abstrahlen.