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Mikrobiologie Mikrobiologie: Schnelltest spürt die Bier-Schädlinge auf

Von Frank Zimnol 26.12.2004, 18:19

Halle/MZ. - Die hallesche Firma Scanbec GmbH weiß Abhilfe. Ihr Schnelltester ist in der Lage, mikrobielle Bier-Schädlinge zu erkennen. Mit herkömmlichen Methoden sei es erst in sechs Tagen möglich gewesen, den Winzlingen auf die Spur zu kommen, sagte Scanbec-Geschäftsführerin Antje Breitenstein.

Die promovierte Mikrobiologin hat mit ihrem Team "FastScan" entwickelt, ein molekular-biologisches System, das einfach zu handhaben ist und den Brauern blitzschnell Gewissheit darüber gibt, ob ihr schäumendes Getränk einwandfrei ist oder nicht. Gegen einen solchen Bakterien-Befall sei im Grunde genommen keine Brauerei gefeit, erläuterte die Wissenschaftlerin, die einst an der Martin-Luther-Universität wirkte und sich dann gemeinsam mit Ingenieur Mathias Zachlod entschloss, den Weg in die Existenzgründung zu wagen.

Oft würden die Bakterien über kontaminierte Hefe in den Gärprozess eingeschleust, verwies Breitenstein auf einen Risikofaktor. Wenn das zu spät erkannt werde, bliebe den Unternehmen nur der Ausweg, die Fässer und Kästen mit der nicht einwandfreien Ware zurückzurufen. Für eine Brauerei wie Hasseröder, die täglich 9 600 Hektoliter Pils ausstößt, wäre das teuer und obendrein dem guten Ruf abträglich. Deshalb sind beim Harzer Gerstensaft-Hersteller derartige Tests unerlässlich. "Wir haben uns entschlossen, das Verfahren von Scanbec noch bis Mitte 2005 zu testen", sagte Michael Henkel, Leiter Qualitätssicherung. Es bringe "eine wahnsinnige Verkürzung". Falls es sich weiterhin so gut bewähre, könne es durchaus sein, "dass wir es ständig nutzen", so Henkel.

Inzwischen sollen sich weitere Brauereien für FastScan interessieren. Die junge hallesche Firma war im November mit einer Präsentation auf der Nürnberger Branchen-Messe Brau Beviale auf große Resonanz gestoßen. "Mehrere Bier-Hersteller informierten sich über unseren Schnelltest", berichtete Breitenstein.

Inzwischen ist das Bio-Produkt aus dem Hause Scanbec mit dem Hugo-Junkers-Innovationspreis von Sachsen-Anhalt dekoriert worden. Das Geschäftsführer-Duo hofft nun auf den Durchbruch am Markt. FastScan sei mittlerweile auch für Qualitätsprüfungen bei alkoholfreien Getränken wie Säften oder Mineralwässern anwendbar, betonte die Erfinderin. Auch die finnische Scanbec-Tochter, die ihr Domizil auf dem Campus der Universität Oulu hat - Breitenstein verbrachte dort zwei Jahre - habe zur Weiterentwicklung beigetragen. "Damit ist unsere Prüfmethode künftig auch bei Fleisch- und Wurstwaren anwendbar."

Noch fühlt man sich bei Scanbec nicht auf eigenen Füßen stehend. "Obwohl wir schon Geld verdienen, hängen wir noch am Tropf der Förderung", räumte Zachlod ein. 2005 solle sich aber der Erfolg einstellen. Darauf wird man auch bei der Innovations- und Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt warten. Schließlich hat dieses Landesunternehmen den halleschen Existenzgründern Risiko-Kapital verschafft. Von Geldgebern, die von Scanbec überzeugt sind.