Metallbranche Metallbranche: Zwischen Kapitalismus und Gerechtigkeit

Darmstadt/dpa. - Wer mit der Angst der Menschen Tarifpolitik betreiben wolle, erreiche nur, dass sie provoziert werden. Die IG Metall habe kein Interesse an langwierigen Verhandlungen und Ritualen. Deshalb sollten die Arbeitgeber so schnell wie möglich akzeptable Angebote vorlegen.
Die IG Metall will für die insgesamt 3,4 Millionen Beschäftigtender Metall- und Elektroindustrie Einkommenserhöhungen von fünfProzent durchsetzen. Die Arbeitgeber setzen dagegen auf einen«kostenneutralen Lohnabschluss». Die bundesweit erstenTarifverhandlungen für die rund 410 000 Beschäftigten in Hessen,Rheinland-Pfalz und dem Saarland wurden in Darmstadt geführt. Nachgut zwei Stunden wurden sie ohne Annäherung auf den 10. März vertagt.
An diesem Donnerstag beginnen die Verhandlungen für insgesamt 1,56 Millionen Beschäftigte in den Tarifbezirken Bayern, Nordrhein- Westfalen und Küste. Verhandelt wurde am Mittwoch auch im kleinsten Tarifbezirk, dem südwestlichen Niedersachsen mit 20 000 Metallern. Die anderen Bezirke folgen bis zum 17. Februar.
«Die Forderung der IG Metall schädigt die Wirtschaft inDeutschland», sagte Arbeitgeber-Verhandlungsführer Heinrich A.Fischer in Darmstadt. «Wir arbeiten in dieser Tarifrunde daran,Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.» Daher dürfe der Abschluss nicht über das hinausgehen, was hier erwirtschaftet werde. Wegen der großen Differenzen werde es auch in der zweiten Runde in Darmstadt noch kein Angebot geben.
Die IG Metall warf den Unternehmen dagegen vor, trotz sinkenderRealeinkommen weiter Arbeitsplätze abzubauen. Damit die Konjunktur in Schwung komme, müssten die Menschen wieder mehr Geld in der Tasche haben. «Wir brauchen fünf Prozent mehr für Kaufkraft und Gerechtigkeit», sagte IG-Metall-Bezirksleiter und Verhandlungschef Armin Schild. Angesichts der Konfliktstrategie der Arbeitgeber werde es «eine schwierige und kampfweise zu lösende Tarifrunde». Vor dem Verhandlungsort hatten etwa 100 Metaller mit Trillerpfeifen undSpruchbänder demonstriert, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.
Neben spürbaren Einkommenserhöhungen will die IG Metall einenTarifvertrag zur Förderung von Qualifizierung und Innovation in denUnternehmen durchsetzen. Dies lehnen die Arbeitgeber ab, weil siedies als unzulässige Ausweitung der Mitbestimmung betrachten.
Die Friedenspflicht läuft am 28. März aus. Danach kann die IGMetall zu Warnstreiks aufrufen. Bezirksleiter Schild erklärte, die IGMetall plane unmittelbar nach dem Ende der Friedenspflicht Aktionen.Peters riet den Arbeitgebern, die Friedenspflicht nicht mit Ritualenverstreichen zu lassen, um zu überprüfen, wie stark die Gewerkschaftsei. «Ich denke, die IG Metall muss den Beweis nicht antreten, dassdie Mitglieder hinter ihr stehen.»
In der Tarifrunde 2004 für die Metall- und Elektroindustrie hattensich Gewerkschaft und Arbeitgeber auf stufenweise Entgelterhöhungenim Volumen von 2,2 und 2,7 Prozent für 26 Monate geeinigt. Die IGMetall war mit einer Forderung von 4,0 Prozent in die Verhandlungengegangen. Zudem vereinbarten Gewerkschaft und Arbeitgeber erstmalseine Öffnung des Flächentarifs. Das Pforzheimer Abkommen sieht vor,dass Betriebe zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen dieArbeitszeit auch ohne Bezahlung erhöhen oder Sonderzahlungen kürzenkönnen.