1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Messe «Biotechnica»: Messe «Biotechnica»: Experten fordern Umdenken bei Biotechnologie

Messe «Biotechnica» Messe «Biotechnica»: Experten fordern Umdenken bei Biotechnologie

09.10.2001, 09:45
Eine Besucherin begutachtet die keimfreie
Eine Besucherin begutachtet die keimfreie dpa

Magdeburg/Hannover/dpa. - Noch bis Donnerstag zeigen mehrals 1000 Unternehmen aus 28 Ländern die neuesten Entwicklungen aufdem Gebiet der Biotechnologie.

Catenhusen kündigte an, die Bundesregierung werde bis Dezember diepolitischen Rahmenbedingungen, unter anderem zur Forschung anembryonalen Stammzellen, klären. «Hier hat die Politik eineBringschuld, ob und in welchem Umfang deutsche Wissenschaftler anembryonalen Stammzellen arbeiten können», sagte der Staatssekretär.Es gebe in der Gesellschaft einen immer stärkeren Konsens, dieChancen der Lebenswissenschaften in verantwortungsvollen Grenzen zunutzen.

Ron James von der britischen Firma PPL Therapeutics, die für dasKlonschaf Dolly verantwortlich ist, kann die Bedenken der Deutschennicht nachvollziehen. «Es gibt in Großbritannien keine ethischenProbleme an Embryonen zu forschen, die sowieso zerstört werdenwürden», sagte James. Es habe in seinem Land keine emotionale Debattegegeben, weil der Fortschritt von großen Teilen der Bevölkerungakzeptiert werde. Der Präsident der Universität Witten/Herdecke,Prof. Walther Zimmerli, plädierte für eine Lockerung des deutschenEmbryonenschutzgesetzes. «Wir legen ethische Scheuklappen an, ohne zusehen, worum es geht», meinte Zimmerli.

Auch andere Wirtschaftsvertreter forderten eine schnellepolitische Lösung. «Wir brauchen embryonale Stammzellen für dieGrundlagenforschung», sagte Andreas Barner von der BoehringerIngelheim GmbH. Vor allem für die Herstellung von menschlichem Gewebeseien die Zellen unabdingbar. Friedrich von Bohlen,Vorstandsvorsitzender der LION bioscience AG, forderte eineeuropaweite Regelung. «Wenn wir diese Fragen nicht geregelt bekommen,laufen wir Gefahr, in einer Provinz-Debatte hängen zu bleiben.» Schonjetzt seien die Amerikaner den Europäern in vielen Bereichen derBiotechnologie weit voraus.