1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Mensa&Essen: Mensa&Essen: Fürs Leben lernen, Kochen lernen

Mensa&Essen Mensa&Essen: Fürs Leben lernen, Kochen lernen

15.07.2011, 12:42
Gut und preiswert sollte es sein: Die meisten Studenten müssen sehr auf ihr Geld achten - die günstigen Essenspreise in der Mensa wissen daher viele zu schätzen. (FOTO: DPA)
Gut und preiswert sollte es sein: Die meisten Studenten müssen sehr auf ihr Geld achten - die günstigen Essenspreise in der Mensa wissen daher viele zu schätzen. (FOTO: DPA) dpa-tmn

Berlin/Münster/dpa. - Ein voller Bauch studiert nicht gern,heißt es im Volksmund. Noch schlechter aber lernt es sich mitknurrendem Magen. Erste Anlaufstelle für Hungrige zwischen Vorlesung,Seminar und Bibliotheksbesuch ist daher in der Regel die Mensa: 84Prozent der Studenten gehen viermal pro Woche oder häufiger in dieMensa, ergab eine Untersuchung des Deutschen Studentenwerks (DSW).Dort gibt es meist schon ab zwei Euro eine warme Mahlzeit.

Denn kaum ein Student hat die Zeit, tagsüber selbst in der Küchezu stehen. «Ich glaube, selber kochen ist eine Abendveranstaltung»,sagt Christiane Leesker, die zusammen mit Prof. Thomas Hoeren von derUni Münster ein Studentenkochbuch geschrieben hat. «Es ist etwasGeselliges, zu dem man Zeit haben muss» - etwa abends in der WG. Dochauch in der Mensa kommt die Geselligkeit nicht zu kurz, findetJörg-Markus zur Oven, Referatsleiter für Hochschulgastronomie im DSW.«Die Mensa ist nicht nur wichtig für die Nahrungsaufnahme, sondernauch als Treffpunkt und Ort der Kommunikation.»

Und es wird nicht nur beim Essen geredet, sondern auch über dasEssen. Immer mehr Studentenwerke lassen ihre Gäste beim Speiseplanmitbestimmen, sagt zur Oven. So fordert zum Beispiel die MensaBerlin-Nord oder die in Göttingen ab und an via Facebook dazu auf,Lieblingsgerichte mitzuteilen und Essenswünsche zu äußern. «Da kommenDinge auf den Speiseplan, die man nicht vermutet.» Sauerbraten undKönigsberger Klopse sind nur zwei Beispiele des «Trends zurHausmannskost», den der DSW-Mann dabei ausmacht. Pizza oderWok-Gerichte seien also durchaus nicht immer die Favoriten -Schnitzel mit Pommes und Salat, Gyros oder Fischfilet aber schon.

Entsprechend breitgefächert zeigen sich Kochbücher für Studenten.Gefragt sei eine Mischung aus «Was mag ich am liebsten von Muttern?»und «Was würde Mutter nie machen?», sagt Carola Reich vomDr.-Oetker-Verlag in Bielefeld. Die Zutaten sollten nicht zu teuerund nicht zu zahlreich, nicht ausschließlich im Delikatessenladenerhältlich und die Zubereitung nicht zu aufwendig sein, definiert sieals Vorgaben für die Studentenküche.

Praktisch seien Gerichte mit günstigen, gut lagerbaren Zutaten,ergänzt Leesker, deren Buch auf eingesandten Rezepten von MünsteranerHochschülern beruht. Stets im Haus sein sollten daher Nudeln, Reis,Kartoffeln, Zwiebeln, Eier, Käse, ein paar Gewürze und Konserven wieMais und Würstchen, rät sie. Reich hält es außerdem für sinnvoll,Dinge wie Dosentomaten, Linsen und Currypulver immer daheim zu haben.

Dann lässt sich zum Beispiel im Handumdrehen aus Kartoffeln,Gewürzgurken und Wienern eine «Gröstelpfanne» bereiten. KaufenStudenten auch mal getrocknete chinesische Pilze, eine DoseBambusschösslinge und frisches Gemüse wie Paprika und Porree, dassich einige Tage im Kühlschrank hält, können sie mit wenig Aufwandeinen bunten Chinatopf machen. Ähnlich schnell gelingt eineSpätzlepfanne mit kleingeschnibbelten Würstchen, Paprika und Ei.

Gut für Bequeme und weniger Erfahrene sind Aufläufe. «Dabei kannman nicht so viel verkehrt machen, weil nicht alles so auf den Punktgegart werden muss», erläutert Leesker. Klassiker sind zum BeispielLasagne, Hackfleischauflauf oder Kartoffelgratin. Etwasambitionierter sind Gerichte wie Frikadellen oder Lachs imSchlafrock, womit sich etwa die Eltern bei einem Besuch beeindruckenlassen. Für letzteres Gericht müsse man «schon ein bisschen kochenkönnen», meint Leesker. Denn dazu gehört eine Dillsoße, deren Basiseine klassische Mehlschwitze ist, die etwas Geschick erfordert. Undbei Frikadellen könne es leicht passieren, dass sie anbrennen.

Dass sich Studenten besonders ungesund ernähren, kann zur Ovenübrigens nicht bestätigen. Er verweist auf eine Studie der UniDortmund, wonach sich das studentische Ernährungsverhalten kaum vondem der allgemeinen Bevölkerung unterscheidet. Trotzdem: Ein bisschenKüchenwissen kann nicht schaden. «Ich persönlich meine, ein paarGrundzüge des Kochens sollte jeder können», sagt Reich. Man wissedann zum einen, was im Essen drin ist, und könne zum anderen etwa beieiner Krankheit schnell selbst etwas zubereiten, ohne aus dem Hausgehen zu müssen.

Sie rät, sich nach dem Lustprinzip ans Selberkochen heranzutasten,nach dem Motto: «Das schmeckt mir gut, das probiere ich jetzt malaus» oder «Das wollte ich schon immer mal essen». Wer das erste Malselber kocht, fängt am besten klein an, empfiehlt auch Leesker.Häufig fänden sich zum Beispiel auf Nudel- oder ReispackungenRezeptideen. Auch nicht schaden könne, beim Einkauf am Marktstand denHändler nach Zubereitungstipps zu fragen. Denn nicht nur für die Unilernen Studenten, sondern vor allem für das Leben - das giltbesonders beim Kochen.

Kochbuchtipps:- Thomas Hoeren/Christiane Leesker (Hg.): Satt durch alle Semester.Das Studentenkochbuch. Hölker. 80 S. Euro 9,95, ISBN978-3-88117-723-8

- Thomas Hoeren/Christiane Leesker (Hg.): Satt durch alle Semester 2. Hölker. 80 S. Euro 9,95, ISBN 978-3-88117-8198

- Dr. Oetker: Studentenfutter - Die Maxiversion. Heyne. 160 S. Euro 9,95, ISBN 978-3-453855656

- Felix Weber: Studenten Kochbuch. Edition XXL. 83 S. Euro 5,00, ISBN 978-3-897360723