Jimmy Carter, Omar Torrijos und der Panama-Kanal „Mein Freund, der General“
Bestseller-Autor Graham Greene erinnert in seinem Buch an das Zustandekommen der „Kanal-Verträge“.

MAGDEBURG. - Vor einem Monat war der Panama-Kanal wegen Äußerungen von US-Präsident Donald Trump wegen zu angeblich zu hoher Durchfahrtsgebühren wieder in den Blick der Weltöffentlichkeit geraten. Die Diskussion hatte einen durchaus realen Hintergrund, denn die „Kanal-Verträge“ geben den USA bis heute durchaus Sonderrechte. Nach der Kritik aus Washington an der Verwaltung des Panamakanals sollen US-Regierungsschiffe künftig keine Durchfahrtgebühren mehr zahlen. Ob dazu generell auch Kriegsschiffe zählen, blieb unklar. Die Regierung Panamas habe diese Zusage gemacht, teilte das US-Außenministerium auf der Plattform X mit, so „Tagesschau online“.
1977 hatten US-Präsident Jimmy Carter und der panamaische Diktator Omar Torrijos die „Kanal-Verträge“ unterzeichnet. Der englische Bestseller-Autor („Unser Mann in Havanna“) und frühere MI6-Spion Graham Greene war bei der Zeremonie in Washington auf Wunsch von General Torrijos dabei, wofür er kurzfristig mit einem Diplomatenpass Panamas ausgestattet worden war. Neben allen US-Senatoren hatte Carter seltsamerweise auch die südamerikanischen Diktatoren Augusto Pinochet (Chile), Hugo Banzer (Bolivien) und Alfredo Stroessner (Paraguay) eingeladen.
Ein Freund von Tito und Castro
Im Buch „Mein Freund, der General“ erinnert Greene an die Vorgeschichte dieses Weltereignisses, an seine Begegnungen mit Torrijos (der ein Freund Titos und Castros war) und an dessen tragisches Ende. „Wir Europäer werfen die Generäle Süd- und Mittelamerikas allzu leicht in einen Topf. Torrijos war ein Einzelgänger. Bei seinem diplomatischen Tauziehen mit den USA erhielt er keinerlei Unterstützung von Argentiniens Videla, Chiles Pinochet und Boliviens Banzer – den autoritären Generälen, die sich mit Hilfe der Vereinigten Staaten an der Macht hielten und die es überhaupt nur deshalb gab, weil sie in den Augen der Amerikaner eine Bastion des Antikommunismus darstellten“, so Greene in seinem Sachbuch, das ursprünglich ein Roman werden sollte: „Torrijos war kein Kommunist, aber ein Freund und Bewunderer Titos, und er pflegte gute persönliche Beziehungen mit Fidel Castro, der ihm regelmäßig beste Havanna-Zigarren schickte, auf deren Bauchbinde sein Name gedruckt stand, und der ihm zur Besonnenheit riet – ein unwillkommener Ratschlag, dem der General nur widerwillig folgte.“
Mit den Verträgen erhielt Panama die Hoheit über die bislang US-amerikanische Kanalzone und ab dem Jahr 2000 die volle Kontrolle über die Wasserstraße. Allerdings – und das ist wenig bekannt – war darin auch festgeschrieben, dass die USA das Recht hatten, den Kanal jederzeit „vor allen Gefahren“ zu schützen. Insofern war der Verkauf der beiden Häfen Cristóbal auf der Atlantikseite und Balboa auf der Pazifikseite des Kanals an ein chinesisches Konsortium vor allem seitens der USA ein Politikum. Das Unternehmen Hutchison Ports PPC betrieb seit 1997 in den beiden Häfen große Container-Terminals. Insofern war die Behauptung, Peking könne Einfluss auf den Betrieb des Kanals sowie Schifffahrtsrouten nehmen, nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Torrijos hatte selbst darauf hingewiesen, wie leicht der Panama-Kanal durch sein Schleusen-und Dammsystem zu sabotieren war: „Panama City können wir achtundvierzig Stunden lang halten. Und der Kanal ist leicht zu sabotieren. Man braucht nur ein Loch in den Damm zu sprengen, und der gesamte Kanal fließt in den Atlantik ab. Die Reparatur des Damms würde zwar nur ein paar Tage dauern, aber das Regenwasser von drei Jahren wäre nötig, um den Kanal wieder aufzufüllen.“ Der Kanal wird mit Süßwasser gespeist, dass durch Niederschläge im Regenwald gesammelt wird.
Torrijos, der auch als ein Playboy galt, zeigte sich gegen Ende seiner Regierungszeit erschöpft. „Und ich dachte immer, wenn ich erst die Macht hätte, dann wäre ich frei“, sagte er laut Greene. Torrijos ergänzte: „Ich fühle mich zu alt, um über die Zukunft zu sprechen.“ Damals war er keine 50 gewesen. Nach seiner Zeit als Obrist plante er eine zivilpolitische Karriere in Panama, wobei er sich mit spanischen Politik Felipe González beriet.
Die Verträge brachten den Unterzeichnern kein Glück
Carter und Torrijos brachten die Verträge, die in beiden Ländern umstritten waren, kein Glück. Die Republikaner meinten, man habe den Kanal zu billig hergegeben, in Panama war man der Meinung, Torrijos hätte mehr herausholen müssen, was aber unrealistisch war.
Der Demokrat verlor Ende 1980 die Präsidentschaftswahlen gegen Ronald Reagan, Panamas Staatschef starb am 31. Juli 1981 beim Absturz seines Flugzeugs. Greene hatte die CIA im Verdacht, weil Torrijos plante, mit einer sozialdemokratischen Partei Panama zu demokratisieren. Andere Quellen sehen General Manuel Noriega in Verdacht, der Torrijos als Staatschef folgte. Als es Noriega mit Kartell-Drogengeschäften aber zu weit trieb, stürzte ihn die US-Regierung 1989.
„Wir holen den Kanal zurück“
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor den Verkauf zweier Häfen am Panama-Kanal an ein US-Konsortium für sich reklamiert. „Wir holen ihn uns zurück“, sagte er am Dienstag vor dem Kongress. Der derzeitige Betreiber der Häfen, das Hongkonger Unternehmen Hutchison, hatte angekündigt, diese zu verkaufen. 90 Prozent der Anteile an der Panama Ports Company sowie Anteile an Häfen außerhalb Chinas sollen für 19 Milliarden Dollar an eine Gruppe um den US-Investor Blackrock gehen.