Mehrwertsteuersenkung Mehrwertsteuersenkung: Hoteliers investieren kräftig im Saalekreis
Bad Lauchstädt/merseburg/MZ. - Seit drei Jahren wird auf Hotelübernachtungen der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben statt der damals noch üblichen 19 Prozent erhoben. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) versprach sich von der Steuerentlastung umfangreiche Investitionen, zusätzliche Arbeitsplätze sowie niedrigere Zimmerpreise. Doch was ist aus den Versprechungen geworden?
Handtücher, Bettwäsche, eine Hochleistungsmikrowelle für die Großküche und eine Satelliten-Anlage - beim Vorlesen aus seiner Liste der getätigten Investitionen kommt der Hotelier Gunter Zimmermann kaum zum Luft holen. Die Senkung der Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtungen hat sich für den Eigentümer des Bad Lauchstädter Lindenhofs im wahrsten Sinne des Wortes ausgezahlt.
"Seit 2003 hatten wir nur von der Substanz gelebt", erzählt Zimmermann. Damals hätten der Branche die schlechter werdende wirtschaftliche Lage sowie die zurückgefahrenen Investitionen in der Region und die dadurch rückläufigen Übernachtungszahlen ziemlich zu schaffen gemacht. "Sie hatten keine Investitionskraft mehr und zudem die Bank im Nacken", erinnert er sich an die damalige Lage. In schlechten Zeiten lag die Auslastung bei 29 Prozent.
Steuersenkung ermöglicht Modernisierung
Durch die Steuerentlastung hatte der Hotelier nach Jahren des Stillstands das nötige Kleingeld für die Modernisierung seines Betriebes sowie Argumente für die Verhandlungen mit der Bank. In den vergangenen Jahren investierte Zimmermann nicht nur in das Inventar seines Hauses, sondern kaufte auch den Lauchstädter Hof sowie weitere Grundstücke hinzu. "Die Gesamtinvestition geht in die 100 000 Euro", bilanziert Zimmermann. Zudem wurde ein Minijob geschaffen. Insgesamt beschäftigt der Hotelier nun zehn Angestellte und zwei Lehrlinge.
Doch nicht nur Zimmermann hat infolge der Steuerentlastung kräftig investiert. "Wir haben die Duschen und Teppiche erneuert", sagt Yvonne Kyritz vom Querfurter Hotel "Zur Sonne". Zudem wurde eine zusätzliche Arbeitskraft eingestellt. Und auch Peter Liewald vom Hotel Merseburger Rabe und Sprecher des Dehoga-Kreisverbandes konnte sein Haus auf Vordermann bringen, unter anderem den Außenbereich erneuern und Flachbildschirme für die Zimmer kaufen.
Zimmerpreise steigen, geringe Auslastung
Mit Blick auf die Zimmerpreise haben sich die Prophezeiungen der Dehoga allerdings nicht bewahrheitet. So wurden die Preise für Einzelzimmer sowohl bei Zimmermann als auch bei Liewald zuletzt um fünf Euro angehoben. "Trotz der Steuerentlastung könnten wir wegen der immer weiter steigenden Betriebskosten sonst aber auch nicht überleben", rechtfertigt Liewald die Anhebung.
Darüber hinaus blieb das größte Problem für die Hoteliers im Saalekreis weiter bestehen: die geringe Zahl der Touristen. Weil wie früher der größte Teil der Gäste Geschäftsleute sind, liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den Unterkünften nur bei ein bis zwei Nächten. "Mit Blick auf die Auslastung liegen wir im Kreis bei guten 50 bis 60 Prozent", sagt Liewald. Touristisch könne man mit den wichtigsten Orten im Harz, Halle sowie Dessau-Roßlau aber nicht mithalten.
Und so stellt sich dann doch die Frage, für wen die Hoteliers ihre Häuser auch dank der Steuerentlastung eigentlich modernisiert haben? "Auch ein Geschäftsmann achtet auf das Ambiente", erklärt Liewald. "Und eine positive Bewertung bringt neue Gäste", hofft sein Kollege Zimmermann.