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Medien und Wirtschaft Medien und Wirtschaft: Knut lässt die Kassen klingeln

Von Maren Martell 27.03.2007, 08:30
Von vielen Besuchern beobachtet geht Eisbär Knut am Samstag im Berliner Zoo durch das Bärengehege. (Foto: dpa)
Von vielen Besuchern beobachtet geht Eisbär Knut am Samstag im Berliner Zoo durch das Bärengehege. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Knut tut gut und lässt auch die Kassen klingeln. Der kleine Eisbärjunge begeistert seit seinem ersten öffentlichen Auftritt am vergangenen Freitag nicht nur tausende Besucher im Berliner Zoo, er hat auch eine wahre Merchandising-Welle ausgelöst.Plüschbären, T-Shirts, Sticker und zahlreiche andere Artikel finden bei den Knut-Fans aus dem In- und Ausland reißenden Absatz. Der Berliner Zoo will von dem großen Interesse an dem knuddeligen Umweltbotschafter auch finanziell profitieren und hat sich den Eisbärnamen Knut mittlerweile als Marke schützen lassen.

Allein am vergangenen Wochenende seien rund 2400 schneeweißePlüschbären verkauft worden. «Die Einnahmen kommen dem Zoo und dem Artenschutz zu Gute», betont Zoo-Vertriebsleiterin Vivian Kreft. Bestellungen gebe es mittlerweile aus Wien und den USA. Geplant seien weitere Knut-Produkte. «Wichtig ist uns aber, dass wir damit die Idee des Artenschutzes transportieren», sagt Kreft. Der Zoo rechnet durch den Publikumsmagneten Knut in diesem Jahr mit deutlich mehr Besuchern und Einnahmen. Jährlich zählt der Tiergarten rund 2,5 Millionen Besucher. Im Souvenirladen des Zoos sind vor allem Knut-Ansichtskarten für ein Euro und ein liegender Plüscheisbär der Renner.

Der deutsche Handyklingelton-Marktführer Jamba bietet eine Reihevon Logos mit Knut beim Baden, Essen oder Herumtollen an. Im Internetwerden Knut-Fotos, -Becher und -Anstecker mit Aufschriften wie «welove Knut» versteigert. Seit Mitte März sei ein verstärktes Interessezu beobachten, heißt es beim Internetauktionshaus eBay. Derzeit seienrund 150 verschiedene Artikel auf der Auktionsplattform zu finden.«Wir sind oft Spiegel dessen, was die Gesellschaft geradebeschäftigt», betont Unternehmenssprecher Alexander Lengen. Auch beimBraunbär «Bruno» sei das so gewesen. Nach dessen Abschuss imvergangenen Sommer in Bayern seien über eBay ebenfalls zahlreiche T-Shirts und andere Bären-Artikel vermarktet worden.

Der Süßwarenhersteller Haribo will noch Ende der Woche ein neuesGummibärchen, den Schaumgummi-Eisbären Knuddel-Knutsch auf den Markt bringen. «Wir reagieren damit auf die große Nachfrage von Eltern und Kindern», betont Sprecher Marco Alfter. Auch zu «Bruno» habe Hariboein spezielles Bärenprodukt produziert. Von den Erlösen seien damalsrund 20 000 Euro an ein Bärenprojekt in den Alpen gegangen. DemBerliner Bärenkind Knut wolle Konzernlenker Hans Riegel ein«Kindergeld» von 5000 Euro zukommen lassen. Vom Erlös der neuen Knut-Süßigkeit soll der Berliner Zoo eine Spende erhalten.

Die Knut-Euphorie hat auch den Musikmarkt erreicht. Von diesemMittwoch an kommt das Lied «Knut ist gut» mit einer Startauflage von6000 Stück deutschlandweit in den Handel, kündigt der Berliner VerlagPool-Music an. «Bei uns stehen die Telefone nicht still», berichtetSongschreiber Mike Pyczak. Nachfragen gebe es aus der Schweiz undÖsterreich.

Der fast drei Minuten lange Song, der auch ins Italienische,Französische und Englische übersetzt werden soll, sei eine ArtKinderlied für Erwachsene und Eisbärfans, betont Pyczak. Ein Teil desErlöses aus dem Verkauf der fünf bis sechs Euro teuren CD soll demBerliner Zoo zu Gute kommen.

Der schwedische Möbelhändler Ikea, der jedes Jahr nach Weihnachteneine «Knut»-Werbung auflegt, hat noch kein Produkt zu dem BerlinerEisbärkind in Planung. «Wir haben schon länger den Plüscheisbären«Isbjörn» im Sortiment», betont Unternehmenssprecher Kai Hartmann. Inden Berliner Ikea-Möbelhäusern sei die Nachfrage danach in denvergangenen Tagen enorm gestiegen.

Die Textilkette C & A könnte sich Knut als Werbeträger vorstellen. «Wir haben da Erfahrung mit sympathischer Tierwerbung», betont Unternehmenssprecher Thorsten Rolfes. Im vergangenen Sommer war mit Pinguinen geworben worden, im Winter waren es Koalabären. «In diesem Sommer könnte Knut unser Modell sein». Als Werbestar dürfte das süße Eisbärkind aber nur vorübergehend Karriere machen. Denn aus Sicht von Werbeexperten hat er einen entscheidenden Nachteil: «Er wächst.»