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Medien Medien: Kabel Deutschland übernimmt Tele Columbus

Von Th. Magenheim-Hörmannund Steffen Höhne 21.05.2012, 19:09

München/Halle (Saale)/MZ. - Die heimischen Kabelnetze für Fernsehen, Telefon und Internet aus einer Hand wachsen wieder zusammen. Dafür sorgt jetzt auch der Münchner Branchenführer Kabel Deutschland, der das Rennen um den Berliner Konkurrenten Tele Columbus für sich entschieden hat. Für gut 600 Millionen Euro wollen die Bayern den kleineren Wettbewerber schlucken, falls das Bundeskartellamt es genehmigt. Eine Formalie ist das nicht. "Aber wir sind sehr zuversichtlich", betonte ein Sprecher von Kabel Deutschland. Denn zuletzt hatten die Kartellhüter mit der Übernahme von Kabel Baden-Württemberg durch Unity Media in der Branche einen noch größeren Zusammenschluss gebilligt.

Damals hatte die Deutsche Telekom, die noch stärkere Konkurrenz in den Wachstumsmärkten mit superschneller Datenübertragung verhindern will, Einspruch gegen den 3,2 Milliarden Euro teueren Kauf erhoben. Ein solches Veto der Bonner erwarten Insider auch jetzt bei Tele Columbus. Im Kreis beider Partner in spe geht man aber davon aus, dass das Kartellamt die Firmenehe bis Ende des Jahres gegen verkraftbare Auflagen genehmigt. Vollzogen werden könnte das Geschäft dann Anfang 2013.

Tele Columbus war heiß begehrt. Auch die vom US-Riesen Liberty Global kontrollierte Kabelnetzfirma Unity Media und die Deutsche Telekom waren dem Vernehmen nach am letzten größeren Kabelnetzbetreiber interessiert, der hier zu Lande noch zum Verkauf steht. Die in weiten Teilen Ostdeutschlands und regional begrenzt auch im Westen der Republik aktiven Berliner kooperieren bereits mit Kabel Deutschland und speisen deren TV-Angebot teils ins eigene Netz ein.

Tele Columbus versorgt nach eigenen Angaben in Sachsen-Anhalt rund 330 000 Haushalte. Damit ist das Unternehmen der mit Abstand größte Kabelfernseh-Anbieter im Land. Insgesamt verfügen 550 000 Haushalte über einen Anschluss. Für die Kunden ändert sich nach Angaben von Tele-Columbus-Sprecher Hannes Lindhuber zunächst nichts. In der Branche wird erwartet, dass der formelle Zusammenschluss im ersten Quartal 2013 über die Bühne geht. Erst danach könnten sich die Tarifsysteme ändern. "Derzeit wäre dies alles nur Spekulation", so Lindhuber.

Die Übernahme birgt für Kabel Deutschland "substanzielle Synergieeffekte". Vor allem Zentralfunktionen in den Verwaltungen seien betroffen, so das Unternehmen. Wie viele Kosten genau gestrichen werden und wie viele Stellen das kostet, wollen die Münchner nicht sagen. Kabel Deutschland beschäftigt 2 800 Mitarbeiter, bei Tele Columbus arbeiten 600 Menschen.

Ein gutes Geschäft ist die Übernahme auf alle Fälle für die Eigner der Berliner, die gleichzeitig ihre Kreditgeber sind. Vor gut zwei Jahren hatte ein Konsortium aus Banken und Fonds die damals schwer angeschlagene und mit 600 Millionen Euro bei ihnen verschuldete Kabelnetzfirma für 2,5 Millionen Euro übernommen. Die Schulden wären mit der Übernahme durch die Bayern getilgt.

"Wir freuen uns sehr über diese Vereinbarung", sagt Tele-Columbus-Chef Ronny Verhelst auch deshalb. Sie beseitige zudem zwischen beiden Kabelnetzfirmen die Trennung der verschiedenen Netz-Ebenen aus den Zeiten der deutschen Monopolregulierung. Damals wurden die Kabelnetze unter anderem in die Ebenen drei (bis zur Grundstücksgrenze) und vier (von dort bis in die Wohnung) geteilt, was es international sonst nirgendwo gibt.

Experten warnen jedoch davor, dass der Wettbewerbsdruck durch die Fusionen abnimmt.