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Medien Medien: Große Premiere für kurze Filme

Von Tobias Grasse 31.10.2008, 17:19

HALLE/mz-web. - Der rote Teppich ließ bereits erahnen, dass es ein besonderer Abend werden sollte. Drei Nachwuchsregisseure luden zur großen Premiere ihrer Kurzfilme ins Cinemaxx im Charlottencenter in Halle. Entstanden waren die Arbeiten während des Seminars 'Durchdrehen! Die studentische Kurzfilmrolle 2008' unter Leitung von Manja Rothe-Balogh. "Ich hatte schon ziemliches Herzklopfen beim Anblick der ganzen Leute", verrät Sabina Urbanska, Drehbuchautorin und Regisseurin des Kurzfilms 'Bartender'. Kein Wunder, standen die drei Regisseure doch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Über ein Jahr lang hatten sie weitgehend selbstständig daran gearbeitet, ihre Ideen und Visionen in die Tat umzusetzen. Unterstützt wurden sie dabei durch ihre Filmteams, viele Helfer und mit professioneller Beratung.

Aus Ideen werden Drehbücher

Ihren Anfang nahmen die drei Filme im Rahmen der Initiative 'go movin' des Departments für Medien- und Kommunikationswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Dozentin Manja Rothe-Balogh startete diese Initiative vor zwei Jahren, um engagierten Studenten die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen umzusetzen und Praxiserfahrung zu sammeln. "Nach dem ersten Kurzfilm 'M.E. – My Eyes' war die Nachfrage nach weiteren Kurzfilmprojekten immens", erinnert sich Manja Rothe-Balogh. In ihrem Drehbuchworkshop im Sommer vergangenen Jahres fanden sich fünf Freiwillige zusammen. Gemeinsam feilten sie ein Semester lang an ihren Visionen – und das nicht nur während der Seminarzeiten. So habe Sabina Urbanska öfter mal unvermittelt einen Zettel heraus gekramt und ihre Ideen aufgeschrieben.

Durch gegenseitige Unterstützung und Austausch untereinander, aber auch durch die konstruktive Kritik von Manja Rothe-Balogh, entwickelten sich die Ideen: "Teilweise war es eine echte Achterbahnfahrt", beschreibt Yvonne Tscherning, Drehbuchautorin und Regisseurin des Films 'Der Schein', den kreativen Prozess im Workshop. Auch Christian Horn nutzte jede Anregung für sein Projekt. So diente unter anderem der Überwachungsskandal eines großen Discounters als Inspiration für seinen Film 'Product Code'. Warum diese Vorarbeit zum eigentlichen Filmdreh so wichtig ist, stellte Manja Rothe-Balogh immer wieder klar: "Man kann ein gutes Drehbuch haben und einen schlechten Film daraus machen – anders herum geht das nicht." Also wurde fleißig an den Vorlagen gefeilt, um eine solide Basis für die späteren Filmarbeiten zu haben.

Der harte Weg zum fertigen Film

Ergebnis des Workshops: ein Animationsfilm und drei Kurzfilmskripte. Diese trafen nun im Seminar 'Durchdrehen!' auf 35 Teilnehmer. Dort fanden sich die Studierenden zu Filmteams zusammen, wobei die Regie von vornherein bei den Drehbuchautoren lag. Nun ging es daran, aus den guten Drehbüchern auch gute Filme zu machen. "Allein die technische Planung im Seminar war schon ziemlich aufwendig", erinnert sich Anne Guckland, die den Posten der Produzentin bei 'Product Code' übernahm. Doch die Teams waren engagiert und enthusiastisch: "Film ist das, wofür ich lebe", bringt es Maren Kießling, die als Kamerafrau bei 'Bartender' und 'Der Schein' mitwirkte, auf den Punkt.

Regisseurin Yvonne Tscherning hat festgestellt, dass sich schnell ein engagiertes Team finden lässt, wenn die Drehbuchidee überzeugt. Schließlich sähe jeder gern Filme. Manja Rothe-Balogh betont, dass jeder Posten zählt, egal ob Catering oder Kamera: "Das Team funktioniert nur als Ganzes." Während der Arbeiten lief der normale Uni-Alltag weiter, und so mussten besonders die Regisseure einige Abstriche bei den restlichen Seminaren und Terminen machen – denn die Filme waren ihnen einfach wichtiger.

Die große Kinopremiere

Die fertigen Filme sollten ursprünglich im Kubus-Kino des Mitteldeutschen Multimediazentrums (MMZ) gezeigt werden. Das Interesse war aber im Vorfeld bereits so groß, dass die 117 Sitzplätze dort nicht ausgereicht hätten. Auf Anfrage der Studenten konnte das Cinemaxx im Charlottencenter als Veranstaltungsort gewonnen werden und reservierte sogar den größten Saal. Dieser bot einen anspruchsvollenr Rahmen für die Premiere. "Das war wirkliches Kinoerlebnis", schwärmten die Besucher Holger Hardt und Annetta Kessel. Denn für jeden Geschmack war etwas dabei.

Von Barkeepern, Geldscheinen und verrückten Verkäufern – die Filme

Als erster Film war 'Bartender' zu sehen. Darin versetzt Sabina Urbanska den Zuschauer in die Rolle eines Barkeepers, der seine Gäste bedient und beobachtet. Mit Blick fürs Detail und ohne große Dialoge werden so in sechs Minuten all die Kleinigkeiten des Alltags fokussiert, die man selbst schnell übersieht. Im anschließend gezeigten Making-Of wurde deutlich, wie viel Arbeit auch ein Kurzfilm macht: Die letzte Szene wurde 21 Mal aufgenommen.

"Man glaubt gar nicht, wie viel Aufwand hinter so wenigen Minuten Film steckt", meint auch Yvonne Tscherning. Ihr Film 'Der Schein' erzählt die Geschichte eines Hundert-Euro-Scheins, der bis zum überraschenden Ende 15 Minuten lang von Hand zu Hand wandert. Dessen Besitzer können sich allerdings nie lange daran erfreuen. Freuen konnte sich dagegen das Team: Beim Dreh von 'Der Schein' kam modernste Kameratechnik zum Einsatz. Um die zu finanzieren, mussten Sponsoren gefunden werden. So entschied sich 'Product Code'-Produzentin Anne Guckland lieber für eine LowBudget-Produktion. Laut Regisseur Christian Horn sei es schon schwierig genug gewesen, einen Supermarkt als Drehort zu bekommen.

Sein Film 'Product Code – du bist was du kaufst' handelt von Klaus, dem Supermarktverkäufer. Klaus terrorisiert seine Kunden und ordnet sie anhand ihrer Einkäufe in Schubladen ein. So wird die eigentlich ernste Thematik der Konsumentenforschung mit viel Komik zu einem achtminütigen Ausschnitt des alltäglichen Wahnsinns zwischen piepsender Kasse und Kühlregal. Ein Rezept, das offenbar ankam: Im Saal wurde lauthals gelacht, während Klaus sein Unwesen trieb.

Nach dem Film ist vor dem Film

"Wir werden auf jeden Fall weiter Filme machen und Praxiserfahrung sammeln", sind sich die drei Regisseure angesichts des großen Applauses einig. Doch am Premierenabend war erst einmal Feiern angesagt: Nach der Vorstellung ging es in die Tanzbar 'Palette' zur offiziellen After-Show-Party, die bis in die Morgenstunden dauerte. Die entstandenen Filme werden im Dezember bei einer öffentlichen Vorführung nochmals gezeigt. Mit dabei sind dann auch alle anderen studentischen Arbeiten, die im vergangenen Semester umgesetzt wurden. Zudem sind eine DVD und die Einreichung der Werke bei Kurzfilmfestivals geplant – man darf also gespannt sein.