Mattel kämpft nach erneuter Rückrufaktion um Vertrauen
El Segundo/Dreieich/dpa. - Nach zwei Rückrufaktionen von in China produzierten Spielzeugen binnen zwei Wochen kämpft das Spielwaren- Imperium Mattel um seinen Ruf.
«Die Sicherheit der Kinder, die mit unseren Spielzeugen spielen, sowie das fortwährende Vertrauen der Eltern, die diese Spielzeuge kaufen» seien Mattel besonders wichtig, hieß es in ganzseitigen Anzeigen, die am Mittwoch in drei großen deutschen Tageszeitungen erschienen. Die Eltern wurden noch einmal ausdrücklich aufgefordert, die gefährlichen Spielzeuge sofort zurückzuschicken. Seit Monatsbeginn hat Mattel 20 Millionen in China produzierte Spielsachen weltweit zurückgerufen.
Verbraucherschützer kritisierten, bei in China produzierten Waren dürfe man sich nicht auf dortige, staatliche Kontrollen verlassen. «Bevor ich als Unternehmen Produkte in Umlauf bringe, muss ich selber vor Ort kontrollieren», sagte Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Durchsetzung staatlicher Auflagen bei Subunternehmern in entlegenen Kleinstfirmen sei unmöglich. Deswegen liege die Verantwortung bei den Importeuren. «Die deutschen Behörden brauchen aber auch mehr Mitarbeiter, die solche Waren kontrollieren», forderte Petersen.
Nach den jüngsten Skandalen um gefährliche Waren aus chinesischer Produktion hatte der Pekinger Staatsrat vor einigen Wochen strengere Regeln verabschiedet, um die Qualität von Verbraucherprodukten besser zu kontrollieren. In den USA und der EU hatten giftige Zahnpasta, Tierfutter mit Zusatzstoffen, gefährliche Arzneimittel und Meeresfrüchte aus China für Aufregung gesorgt hatten. Die Hälfte der 2006 beanstandeten Waren in der EU stammte aus China.
EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva hatte bei einem Besuch Ende Juli in Peking Druck gemacht und effektivere staatliche Kontrollen gefordert. Ein Kommissionssprecher sagte dazu laut «Handelsblatt»: «Wenn das Verbrauchervertrauen erst einmal weg ist, gewinnt man es nicht ein zweites Mal.» Eine Antwort aus Peking stehe immer noch aus.
Mattel hatte am Dienstag insgesamt 18 Millionen Barbies, andere Puppen sowie Spielzeugautos wegen eines überhöhten Bleigehaltes oder gefährlicher Kleinmagnete zurückgerufen. Eine Sprecherin von Mattel in Deutschland sagte, die bleihaltige Farbe stamme von einem Subunternehmer, den das chinesische Vertragsunternehmen Early Light Industrial Co., mit dem Mattel seit Jahren zusammenarbeite, für den Anstrich eingeschaltet habe. Der Freitod des Geschäftsführers eines chinesischen Subunternehmens habe wohl im Zusammenhang mit den Rückrufaktionen gestanden.
Zu dem US-Spielzeugkonzern Mattel Inc. gehören Marken wie Barbie, Fisher-Price, Hot Wheels und Matchbox. Das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen El Segundo beschäftigt über 30 000 Menschen in 43 Ländern.