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Margons ungewöhnliches Jubiläum Margons ungewöhnliches Jubiläum: Unternehmen wird zum 100. Geburtstag verkauft

Von Annett Markschat 19.01.2003, 13:45
In der Margon Brunnen GmbH im sächsischen Burkhardswalde präsentiert wenige Tage vor dem 100. Jahrestag des Unternehmens Manuela Nagy vor der Abfüllanlage eine Flasche der Sorte Medium. (Foto: dpa)
In der Margon Brunnen GmbH im sächsischen Burkhardswalde präsentiert wenige Tage vor dem 100. Jahrestag des Unternehmens Manuela Nagy vor der Abfüllanlage eine Flasche der Sorte Medium. (Foto: dpa) ZB

Burkhardswalde/dpa. - Das Timing zum 100. Geburtstag des Getränkeherstellers Margon im sächsischen Burkhardswalde hätte kaum besser sein können. Pünktlich zum Firmenjubiläum verkündete der Dortmunder Branchenriese Brau und Brunnen den Kauf des ostdeutschen Vorzeige-Unternehmens vom Konkurrenten Gerolsteiner. Damit scheint in der Erfolgsgeschichte des Betriebes ein weiteres Kapitel anzubrechen.

Das Unternehmen blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Den Grundstein legte 1903 der Naturheilkundler und Pilzforscher Gottfried Moritz Gössel. Er entdeckte auf einer Wiese bei Burkhardswalde eine Quelle und erkannte die heilende Wirkung des Wassers, das er für die Augenbehandlung einsetzte. Der Psychotherapeut kaufte die Wiese - das Areal der heutigen Firma -, ließ die Quelle einfassen und begann, das Heilwasser aus der «Augen- Quelle» in ganz Europa zu vertreiben. Später wurde das Sortiment um Toilettenartikel wie Öl «zur Erweichung der Haut» sowie Mund- und Badewasser erweitert.

   Margon blieb auch unter sozialistischen Vorzeichen eine bekannte Marke. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten zunächst Jahre der Aufbauarbeit und der Planwirtschaft, die schließlich zur Verstaatlichung des Unternehmens führte. Die Qualität der Produkte schien davon unberührt. So brachte Margon 1966 nach zähem Streit mit der SED-Obrigkeit ein Tonic-Water auf den Markt. Da das Chinin in den Getränken aus dem «kapitalistischen Ausland» importiert werden musste, blieb es das vorerst einzige und damit schwer erhältliche Tonic-Wasser in der DDR. Zur Eröffnung der restaurierten Dresdner Semperoper 1985 entwickelte Margon ein Jahr zuvor ein Fruchtsaftgetränk namens «Cappricio» mit Maracuja-Geschmack.

Unter dem Slogan «Prickelnd frisch» warb zu DDR-Zeiten ein sprudelndes Glas Wasser vom Giebel eines Gebäudes in der Dresdner Innenstadt für den Getränkehersteller. Noch heute preist die inzwischen zum Denkmal beförderte und sanierte Leuchtreklame das Mineralwasser aus der Sächsischen Schweiz an.

   Margon Brunnen zählte nach der Wende 1989 zu den wenigen ostdeutschen Mineralwasserherstellern, die sich erfolgreich am Markt behaupten konnten. «Gemessen am Umsatz halten wir mit 16 Prozent die Marktführerschaft in Sachsen», sagt der Geschäftsführer der Margon Brunnen GmbH in Burkhardswalde, Jörg Croseck, stolz. Der Marktanteil soll nach Plänen von Brau und Brunnen in den nächsten Jahren auf bis zu 25 Prozent gesteigert werden.

   Im Juli 1990 hatte Gerolsteiner Brunnen aus der Vulkaneifel das sächsische Unternehmen übernommen und seither dafür gesorgt, dass die Margonquellen kräftig weiter sprudeln. «Wir haben bis Ende 2001 rund 57,8 Millionen Euro in neue Technik und Anlagen investiert», sagt Geschäftsführer Croseck.

   Die 13 Brunnen zwischen Erzgebirge und Elbtal sind das Tafelsilber von Margon. Das aus den Tiefen gewonnene Mineralwasser macht 80 Prozent des Absatzes aus. Im Jahr 2001 setzte der Betrieb 716 492 Hektoliter ab und erzielte einen Umsatz von 19,53 Millionen Euro. Die Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr sollen in den nächsten Tagen vorgelegt werden. Derzeit stellen die 107 Mitarbeiter mit zwei modernen Anlagen 14 verschiedene Getränke her, die hauptsächlich in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg vertrieben werden.

   Neben zeitweise schwierigen geschäftlichen Fahrwassern musste das Haus Margon im vergangenen August mit den Folgen des verheerenden Hochwassers der Müglitz fertig werden. Das sonst beschauliche Gebirgsflüsschen hatte unweit des Firmengeländes eine Schneise der Zerstörung geschlagen. Allerdings waren die höher gelegenen Brunnen von den Wassermassen unberührt geblieben.