Mannesmann-Prozess Mannesmann-Prozess: Manager können sich offenbar auf Freisprüche freuen

Düsseldorf/dpa. - Zwar seien die umstrittenen Millionenprämien aktienrechtlichunzulässig gewesen, weil sie nicht im Interesse des Unternehmensgelegen hätten, sagte Koppenhöfer. Die Angeklagten hätten sich aber Rechtsauskunft eingeholt und seien dem Rat der Experten gefolgt. Deswegen hätten sie nach vorläufiger Bewertung strafrechtlich schuldlos gehandelt, auch wenn teilweise noch Aufklärungsbedarf bestehe.
Lediglich bei der Millionenprämie für den damaligen Aufsichtsrats-Chef Joachim Funk sah das Gericht eine «gravierendePflichtverletzung», weil für diesen Beschluss keine sorgfältigeEntscheidungsgrundlage vorgelegen habe. Da die Angeklagten aber auchin diesem Fall der Rechtsauskunft gefolgt seien, hätten sie schuldlosgehandelt und seien einem «unvermeidbaren Verbotsirrtum» erlegen.
Die Staatsanwaltschaft will an den Anklagevorwürfen trotz derZwischenbilanz des Gerichts uneingeschränkt festhalten. In derweiteren Hauptverhandlung werde die Staatsanwaltschaft durchgeeignete Beweisanträge auf die Überzeugungsbildung der StrafkammerEinfluss zu nehmen suchen, hieß es in einer Erklärung.
«Mehr erhoffen konnte ich mir nicht», sagte der Rechtsanwalt vonEx-Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser, Sven Thomas. Es spreche nunEiniges für ein verkürztes Verfahren, aber das liege in den Händender Staatsanwaltschaft. Esser sprach von einem «sehr guten Schritt indie richtige Richtung». Sein Vertrauen in die deutsche Justiz habesich bestätigt. Dass die Staatsanwaltschaft nach wie vor von ihrenVorwürfen nicht abrücke, habe er «nicht anders erwartet».
Seit elf Wochen müssen sich sechs Angeklagte in dem auchinternational beachteten Strafverfahren verantworten. Neben Esser,Funk und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist auch der ehemaligeIG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel angeklagt. Insgesamt geht es umPrämien in Höhe von rund 60 Millionen Euro, die nach der Übernahmevon Mannesmann durch den britischen Mobilfunkriesen Vodafone vor vierJahren an Mannesmann-Manager und -Pensionäre geflossen sind.