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Magna strebt angeblich Mehrheit bei Opel an

28.04.2009, 15:46

Berlin/Mainz/dpa. - Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna strebt angeblich nun doch eine Mehrheit beim deutschen Autobauer Opel an. Dies würde die Chancen des Unternehmens gegenüber anderen Mitbewerbern wie dem italienischen Autobauer Fiat deutlich steigern.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) sagte am Dienstag in Mainz, direkt wolle sich Magna mit 19,1 Prozent an Opel beteiligen, die Mehrheit ergebe sich dann über Tochtergesellschaften. Nach den Worten von Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) legte Magna inzwischen ein «erstes interessantes Grobkonzept» für einen Einstieg bei Opel vor.

Offenbar hat Magna mit seinem Konzept nachgelegt. Denn zunächst war bekanntgeworden, dass sich das Unternehmen im Wettlauf um eine Beteiligung am deutschen Autobauer nicht mehrheitlich beteiligen wollte. Das hatte eher für Fiat gesprochen. Beck sagte nun: «Es ist nur logisch, dass, wer einsteigt, auch das Sagen hat.» Eine Entscheidung erwartet Beck im Juni.

Guttenberg sagte am Dienstag nach einem Treffen mit Vertretern von Magna in Berlin, die Konzepte beider Bewerber müssten nun zuerst mit «Zahlen und Fakten» unterlegt werden. Doch leider lägen vonseiten der Opel-Mutter GM und Opel immer noch keine belastbaren Zahlen auf dem Tisch. Zudem müssten mit der amerikanischen Regierung noch einige Fragen geklärt werden. Dann könne man über Bürgschaften nachdenken. Es sei natürlich ermüdend, wenn man Monate auf diese Fakten warten müsse. Ähnliche Erfahrungen machten jetzt auch die Interessenten.

Beck kritisierte Guttenberg für dessen Informationspolitik im Fall Opel. Entgegen vorheriger Absprachen etwa würden die Bundesländer mit Opel-Standorten, zumindest aber Rheinland-Pfalz, nicht mit wichtigen Informationen aus Berlin versorgt. Seine Regierung sei nur deshalb detailliert auf dem Stand der Dinge, weil sie selbst von Betroffenen, etwa Magna-Europachef Siegfried Wolf, angesprochen worden sei.

Guttenberg wies solche Vorwürfe zurück. Zugleich kritisierte er seinerseits, dass einige schon während der laufenden Verhandlungen einen Kandidaten favorisierten. Diese Spekulationen schadeten der Position von Opel. Man solle Opel nicht zum Wahlkampfthema machen, sagte der Minister. Hintergrund dieser Debatte sind offensichtlich die Bemühungen des SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier um einen Investor. Steinmeier favorisiert angeblich Magna. Die «Financial Times Deutschland» hatte berichtet, dass auch Steinmeier mehrfach mit Magna-Europachef Wolf und dem Magna-Aufsichtsrat und früheren österreichischen SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky geredet habe.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) nannte das Ergebnis des Gespräches zwischen Guttenberg und Magna «ausgesprochen erfreulich». «Jetzt haben wir eine ganze Reihe seriöser strategischer und Finanzinvestoren, die sich für Opel interessieren und damit einen Wettbewerb um die beste Lösung für das Unternehmen. Die Zukunftsfähigkeit Opels, der Erhalt von Arbeitsplätzen und der sorgsame Umgang mit den Geldern der Steuerzahler sind dabei die entscheidenden Kriterien», betonte Koch.

Nach Bedenken bei Opel-Belegschaft und Politik gegen ein Engagement von Fiat hatte der italienische Autobauer signalisiert, alle vier deutschen Opel-Standorte halten zu wollen. Nach Darstellung Guttenbergs sind die Konzepte von Fiat und Magna so unterschiedlich, dass ein Einstieg beider Unternehmen bei Opel nicht vorstellbar sei.

Laut Online-Ausgabe der «Frankfurter Rundschau» ist der russische Oligarch Oleg Deripaska nicht an Opel interessiert. Ein Sprecher von Deripaskas Dachkonzern Basowyj Element bezeichnete die Darstellung, der Moskauer Milliardär wolle gemeinsam mit Magna bis zu 50 Prozent der Opel-Anteile erwerben, als völligen Unsinn. Schon vor einigen Tagen hatte auch der konzerneigene Autohersteller GAS jedes Interesse an einem Einstieg bei Opel dementiert.