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Madeleines Mutter als Verdächtige vernommen

07.09.2007, 15:25

London/Lissabon/dpa. - Nach einer dramatischen Wende im Fall der seit vier Monaten vermissten Madeleine gilt nun die Mutter des kleinen Mädchens als Verdächtige. Kate McCann sei darüber kurz nach dem Beginn neuer Vernehmungen von der Polizei informiert worden, berichtete die britische Agentur PA unter Berufung auf Freunde, die mit dem Ablauf der Befragungen vertraut seien.

«Kate weiß, dass es nun sogar möglich ist, dass sie festgenommen wird», sagte Justine McGuinness, Sprecherin von Madeleines Eltern, am Freitag Reportern in der portugiesischen Stadt Portimão. In unbestätigten portugiesischen Berichten hieß es sogar, eine Anklage werde vorbereitet. Auch Madeleines Vater, Gerry McCann (39), soll vernommen werden.

Nach einer Unterbrechung der Befragungen am Donnerstag und in der Nacht wurde die 39-jährige Kate am Freitag erneut stundenlang vernommen. Dabei gehe es um mindestens 22 konkrete Fragen, sagte der Sprecher der McCann-Familie, David Hughes. Die Natur dieser Fragen mache es nach portugiesischem Recht erforderlich, die Mutter als Verdächtige einzustufen.

Gegenstand der Vernehmung war nach Angaben von PA auch die Entdeckung von Blutspuren in einem Mietwagen, den die McCanns benutzt hatten. Dieses Blut stamme möglicherweise ebenso von dem Mädchen wie Blutspuren in der Ferienwohnung der McCanns, aus der Madeleine am 3. Mai verschwunden war. Die Familiensprecherin nannte dies «völlig unsinnig» und verwies darauf, dass die McCanns den Wagen drei Wochen nach dem Verschwinden der Tochter angemietet hatten.

Die portugiesischen Behörden machten dazu bislang keine offizielle Mitteilung. Sie bestätigten zunächst auch nicht die Angaben, wonach Kate McCann nun offiziell verdächtigt wird, etwas mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun zu haben.

Die Einstufung von Kate McCann als «Arguida» (Verdächtige) bedeutet nicht automatisch, dass sie festgenommen wird oder unter Anklage steht. Nach portugiesischem Recht darf sie als offiziell Verdächtige die Aussage verweigern und kann Ansprüche auf Vertretung durch ihre Anwälte geltend machen.

Kate McCann sei «völlig geschockt und überrascht, aber sie ist ruhig und gefasst», sagte ein Freund der Familie der BBC. Verwandte und Freunde sprachen Madeleines Eltern ihr rückhaltloses Vertrauen aus. Der Gedanke, die beiden Ärzte könnten ihrer Tochter ein Leid zugefügt haben, sei «irrsinnig», erklärte der Großonkel von Madeleine, Brian Kennedy, im Namen der Familie.

Gerry McCann beteuerte auf der Internetseite der Familie am Freitag die Unschuld seiner Frau. Die Eltern würden diese schwierige Phase durchstehen, schrieb er. Ihre Unschuld werde sich erweisen, und sie würden weiter nach ihrer Tochter suchen.

In Londoner Zeitungen wurde am Freitag erneut über mögliche Verdachtsmomente der Polizei gegen die Eltern von Madeleine spekuliert. So will die Boulevardzeitung «Sun» erfahren haben, dass Ermittler auch der Vermutung nachgehen, die beiden Ärzte hätten ihrer Tochter versehentlich eine Überdosis Beruhigungsmittel verabreicht und sie dadurch unabsichtlich getötet.

Nach dem Verschwinden Madeleines aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve-Küste hatten ihre Eltern eine beispiellose Suchaktion gestartet. Sie reisten durch mehrere europäische Großstädte, um über die Medien immer wieder zur Suche nach ihrer Tochter aufzurufen.

Bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom berichteten sie am 30. Mai Papst Benedikt XVI. von ihrem Schicksal. Britische Prominente wie Fußballer David Beckham oder die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling schalteten sich ebenfalls ein und spendeten viel Geld für die öffentliche Suche. Für Hinweise zu Madeleines Schicksal wurde eine Belohnung von 3,7 Millionen Euro ausgesetzt.