Machtkampf bei TUI-Hauptversammlung
Hannover/dpa. - Der Machtkampf bei TUI hat sich am Tag der Hauptversammlung zugespitzt. «Wir sind nicht hier, um Aktien zu verkaufen, sondern um den Kampf um die Unternehmenskultur zu gewinnen», sagte der Vertraute von Großaktionär John Fredriksen, Tor Olav Troim, vor der Hauptversammlung in Hannover.
Fredriksen ist ein Gegner der TUI-Spitze. Der zweite Großaktionär, der Russe Alexej Mordaschow unterstützt den Kurs bei dem Reise- und Schifffahrtskonzern. Er ist auch für eine rasche Trennung von der Reederei-Tochter Hapag-Lloyd.
Troim wandte sich gegen einen schnellen Verkauf. Angesichts des schwachen Finanzmarktes sei für Hapag-Lloyd im Augenblick kein fairer Preis zu erzielen. Fredriksen setze sich deshalb dafür ein, die Sparte vom TUI-Konzern abzulösen, weiterzuentwickeln und an die Börse zu bringen. TUI-Chef Michael Frenzel versicherte den Aktionären zum Beginn der Veranstaltung nochmals, dass er den geplanten Verkauf von Hapag-Lloyd zügig voranbringen werde. Das Vorhaben laufe planmäßig. «Wir werden unsere Aktionäre angemessen am Erlös beteiligen», sagte er.
TUI-Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow, den Frederiksen stürzen will, wies zum Beginn der Veranstaltung gegen ihn gerichtete Vorwürfe zurück. Er habe sich sowohl im Bereich der Schifffahrt als auch im Tourismussektor dafür eingesetzt, dass sich bietende Chancen genutzt würden. Fredriksen wirft ihm vor, seine Kontrollfunktion nicht ausreichend ausgeübt und so TUI geschadet zu haben.
Der anhaltende Machtkampf lockte ungewöhnlich viele Aktionäre nach Hannover. Die Präsenz lag bei 71,49 Prozent, wie ein TUI-Sprecher am Mittwoch mitteilte. 2007 waren es noch rund 47 Prozent gewesen, in den Jahren zuvor waren es um die 40 Prozent. Die hohe Präsenz dürfte die Abstimmung zu den kritischen Anträgen wie einer Abwahl von Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow besonders spannend machen. Frenzel und Krumnow kritisierten die anhaltenden Personaldiskussionen.