Luftfahrtindustrie Luftfahrtindustrie: Branche blickt leicht optimistisch in Zukunft

Paris/dpa. - Am Anfang stand ein Abschied: Zum letzten Mal landete am Samstag bei der Eröffnung des 45. Aérosalons von Le Bourget eine Concorde der Air France auf dem Flughafen bei Paris. Unter den Augen von Staatspräsident Jacques Chirac rollte die Maschine ins Museum. Chirac hatte die weltgrößte Luftfahrtmesse, bei der rund 1700 Hersteller bis zum 22. Juni zirka 200 Flugzeuge zeigen, zuvor eröffnet. Angesichts von Konjunkturflaute und der Lungenkrankheit Sars blickten die Branchenriesen Airbus und Boeing am Wochenende zwar zuversichtlich, aber sehr zurückhaltend in die Zukunft.
«Wir denken realistisch über die Gegenwart - und optimistisch über die Zukunft», sagte Airbus-Chef Noël Forgeard am Sonntag. Das europäische Unternehmen erwartet weitere Bestellungen für den neuen Super-Airbus A380. «Bis zum Jahresende wollen wir rund 125 Aufträge in den Büchern stehen haben», kündigte Forgeard an. Bislang haben die Fluggesellschaften rund 100 Maschinen des 555-Sitzers geordert. Im ersten Quartal 2005 soll der größte Airbus zu seinem Jungfernflug starten.
«Die Situation ist ganz einfach - die A380 ist Realität», beschrieb der Unternehmenschef den Stand des Programms. Airbus will in diesem Jahr insgesamt rund 300 Flugzeuge ausliefern, 156 sind bislang bestellt. Im nächsten Jahr geht Forgeard von rund 250 Aufträgen aus. Er sieht die Branche derzeit in ihrer tiefsten Krise. «Wir arbeiten dennoch profitabel und wollen expandieren. Daran sehen sie, was sich erst tun wird, wenn es wieder bergauf geht», schätzte Forgeard die Marktentwicklung ein. Airbus habe sich mit seinen Kostensenkungsprogrammen auf die Situation eingestellt.
Zuversichtlich gibt sich Forgeard auch beim Projekt für den Militär-Airbus A400M. «Die Maschine hat eine große Zukunft.» Für den viermotorigen Transporter erwartet das europäische Unternehmen auch gute Exportchancen.
Mitbewerber Boeing will sich auf keine Auftragsprognose festlegen. «Wir wollen in diesem Jahr 280 Maschinen ausliefern, im kommenden Jahr rund 275 bis 300», kündigte Alan Mulally, Leiter des Bereichs kommerzielle Luftfahrt, in Le Bourget an. Das amerikanische Unternehmen sieht in den kommenden 20 Jahren einen Markt für rund 24 000 neue Flugzeuge. Das Passagieraufkommen soll um 5,1 Prozent pro Jahr zulegen.
Für sein neuestes Projekt, die Boeing 7E7, gab der Konzern am Sonntag den Beinamen bekannt. Das Flugzeug soll die Bezeichnung «Dreamliner» tragen. Als Termin für den möglichen Erstflug nannte Mulally das Jahr 2008. Mit der 7E7 will Boeing einen Nachfolger für die Modelle 757 und 767 in der 200- bis 250-Sitzer-Kategorie anbieten. Der Flugzeugbauer geht von einer steigenden Zahl an Direktverbindungen aus. Deshalb sieht Mulally kaum Verkaufschancen für extrem große Maschinen. «Große Flugzeuge sind großartig - aber man muss sie auch füllen», meinte er mit Blick auf die A380 von Airbus.
Der alle zwei Jahre organisierte Branchentreff in Le Bourget fällt in seiner 45. Ausgabe kleiner aus als früher. So ist zum Beispiel die US-Präsenz deutlich geringer. Im Vergleich zu 2001 kamen etwa 20 Prozent weniger US-Flugzeugkonstrukteure. An den Flugdemonstrationen beteiligen sich diesmal weder amerikanische noch russische Kampfflugzeuge. Steigendes Interesse melden die Veranstalter dagegen von asiatischen und osteuropäischen Ausstellern. Neben den Großkonzernen wie Airbus und Boeing zeigen auch zahlreiche mittelständische Firmen aus dem Zulieferbereich ihre Produkte.
Die Messe bei Paris zählt mit der Schau im britischen Farnborough und der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin zu den führenden Branchentreffs. Vor zwei Jahren meldeten die Hersteller in Le Bourget noch Aufträge von 65 Milliarden Euro. 330 000 Gäste kamen damals auf das Messegelände.