Luftfahrt Luftfahrt: Lufthansa startet ins A380-Zeitalter
Frankfurt/Main/dpa. - Am Montag nahm Europas größte Fluggesellschaftin Frankfurt ihren Flugsimulator für die größte Passagiermaschine derWelt in Betrieb. Schrittweise sollen dort rund 360 Lufthansa-Pilotenausgebildet werden, die dann die 15 bestellten Großraumjets steuernsollen.
Auch wenn im A380 mit 80 Metern Spannweite und zwei Stockwerkenfür die Passagiere alles viel größer als bisher gewohnt ist - dasA380-Cockpit ähnelt sehr den kleineren Airbus-Modellen. 15 Computer-Monitore zeigen den Piloten im Simulator ein realistisches Bild vonmehr als 90 Flughäfen. Der Sidestick genannte Steuerknüppel - derähnlich wie ein Joystick aussieht - gibt wie auch das Original jenach Situation unterschiedlich Widerstand. Mit 20 Millionen ZeilenSoftware wird der Trainingsablauf gesteuert - auch Triebwerksausfälleoder Wetter-Turbulenzen sind möglich. Damit alles noch realistischerwirkt, steht der Simulator auf Stelzen und «bedankt» sich polterndfür jede unsanfte Landung.
Resultat des großen Aufwandes ist ein Listenpreis von rund 18Millionen Euro für den Simulator. Doch ein echter A380 kostet einVielfaches - der Listenpreis liegt umgerechnet bei mehr als 200Millionen Euro. Und allein schon eine kurze «Platzrunde» des A380 mitStart und Landung würde mehr als zwölf Tonnen Kerosin verbrauchen.«Trotz des hohen Preises ist das eine sehr wirtschaftlicheAlternative», sagt Ulrich Hohl, der als Pilot der Lufthansa auch beider Entwicklung des Flugzeugs in Toulouse geholfen hat. «Zudem kannich im Simulator viel mehr Situationen üben als im echten Flugzeug.»Denn besonders steile Kurven mit 60 Grad Schräglage oder extremeLangsamflüge mit nur 150 Stundenkilometern würde ein A380-Pilot inder Realität nicht planen - auch wenn sie möglich sind.
Für jede der 15 bestellten A380-Maschinen wird die Lufthansa etwa24 Piloten ausbilden. Denn im Gegensatz zu den Piloten, die auch malFeierabend haben oder Urlaub machen, müssen die Flugzeuge so viel wienur möglich in der Luft sein. Zum Einsatz kommen nur erfahrenePiloten, die bislang schon Maschinen der etwas kleineren und in derCockpit-Gestaltung sehr ähnlichen Typen A330 oder A340 fliegen. Siemüssen für ihre A380-Lizenz ungefähr eineinhalb Monate Theorie paukenund rund 40 bis 50 Stunden im Simulator üben.
Doch nicht nur für das Cockpit hat die Lufthansa einen Simulator,sondern auch für die Kabine. In dem rund 50 Plätze fassenden, wie imOriginal zweistöckigen Simulator sollen Notfälle geübt werden, etwaeine rasche Evakuierung über Rutschen. Auch hier ähnelt vieles demOriginal: So gibt es sogar eine Küche mit zwei funktionstüchtigenÖfen, die Fenster wurden auch hier durch Computermonitore ersetzt,die verschiedene Flugsituationen zeigen.
«Der A380 ist für Lufthansa der Beginn eines neuen Kapitels in derLuftfahrtgeschichte», sagt Lufthansa-Chefpilot Jürgen Raps, der dieRuhe der Maschine und ihren geringen Kerosinverbrauch von drei Liternpro Passagier und 100 Kilometer lobt. Doch noch ist bei der Kranich-Linie etwas Geduld gefragt. Die erste Lufthansa-Maschine, die sichbereits für den Innenausbau in Hamburg befindet, soll im Sommerkommen - der genaue Termin für den ersten Linieneinsatz ist nachmehrfachen Verschiebungen aber noch unbekannt. Andere Airlinesfliegen den Super-Jet dagegen schon seit einigen Monaten.
Auch zum Design etwa der ersten Klasse hält sich Lufthansabedeckt, um der Konkurrenz keinen Einblick zu geben. Und die genaueSitzzahl ist ebenfalls noch ein Geheimnis: Sie soll nach jüngstenAngaben zwischen 500 und 555 liegen - und damit vermutlich etwasniedriger als vom Hersteller Airbus für den Normalfall geplant war.