Luftfahrt Luftfahrt: Aerologic fliegt mit vollen Maschinen
SCHKEUDITZ/MZ. - Als die Frachtfluggesellschaft Aerologic im Sommer 2009 am Flughafen Leipzig / Halle an den Start ging, herrschten am Markt große Überkapazitäten. Auf einem Vorfeld waren gleich drei gelbe DHL-Maschinen und ein blauweißer Frachter von Lufthansa Cargo geparkt, die nicht gebraucht wurden. Damals kamen einige Aerologic-Manager wohl ins Grübeln, ob es eine so gute Idee gewesen ist, eine neue Airline mitten in der Wirtschaftskrise aufzubauen.
"Heute sind wir froh, dass wir unsere Pläne nicht in größerem Maße revidiert haben", sagt Airline-Chef Jörg Eberhart, der das Unternehmen mit Sitz in Schkeuditz zusammen mit Ulf Weber leitet. Derzeit verfüge die Frachtfluggesellschaft über sechs nagelneue Boeing 777 - bis Jahresende sollen noch zwei hinzukommen. Nach Worten von Eberhart hat das Geschäft im Frühjahr spürbar angezogen. "Im März wurde sprunghaft mehr nachgefragt. Die Steigerung belief sich auf etwa 30 Prozent", so der Geschäftsführer. Das war kein Ausreißer.
Die Flugzeuge der Airline, die Strecken nach Asien und Nordamerika fliegt, erreichen nach Angaben von Eberhart derzeit eine Auslastung von 70 bis 80 Prozent. "Dies sind gute Werte. Damit sind wir zufrieden." Die Auslastung der Maschinen hat Aerologic aber nicht selbst in der Hand. Das Unternehmen gehört je zur Hälfte der Post-Tochter DHL und Lufthansa Cargo, die die Fracht liefern. Aerologic ist ein reiner Transporteur. Etwa 70 Prozent der Waren, dies sind etwa Maschinenteile, Elektronik oder Dokumente, kommen von DHL - der Rest von Lufthansa Cargo.
Frachtkapazitäten sind wegen der anziehenden Konjunktur wieder knapper geworden. Die Luftfracht-Gesellschaften können ihr Angebot aber kaum schnell ausweiten. "Würde man heute bei Boeing neue Maschinen bestellen, müsste man zwei Jahre warten."
Der Erfolg von Aerologic stößt jedoch auch auf Kritik. Die Pilotenvereinigung Cockpit wirft Lufthansa vor, mit der Firmengründung Tarifverträge umgehen zu wollen. Denn Aerologic-Piloten unterliegen anderen Tarifen als Lufthansa-Kapitäne.
Geschäftsführer Eberhart, der früher selbst als Pilot tätig war, räumt ein, dass es andere Tarifsysteme gebe. Die Gehälter der derzeit 123 Piloten seien aber nicht entscheidend. Sie würden nur etwa sechs Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Etwa die Hälfte der Ausgaben entfielen auf Treibstoff-Einkäufe. Hier könne Aerologic seine Vorteile ausspielen. "Die Boeing 777 ist eines der sparsamsten Flugzeuge der Welt. Es verbraucht 20 bis 30 Prozent weniger Treibstoff als ältere Frachtflieger." Die Maschinen könnten mit mehr als 100 Tonnen über 10 000 Kilometer nonstop fliegen. Damit ließen sich enorme Einsparungen erzielen.
Der 40-jährige Manager, der im März 2010 von der italienischen Regionalfluggesellschaft der Lufthansa, Air Dolomiti, kam, ist auch vom Flughafen Leipzig / Halle begeistert. "Wir haben hier die Möglichkeit, relativ flexibel unsere Flugzeiten zu wechseln", so Eberhart. Am Großflughafen Frankfurt (Main), wo Starten und Landen deutlich teurer ist, wäre das wegen des hohen Verkehrsaufkommens kaum möglich. "Wir fühlen uns wohl hier. Von Frankfurt aus könnten wir nicht so operieren."
Der Aerologic-Chef rechnet weiter mit einem stabilen Geschäft. Langfristig geht er von einer Zunahme der Luftfracht aus. Die neuen Großraumflieger wie der A380 bei Lufthansa hätten immer weniger Platz, um auch Fracht mitzunehmen. "Der Trend zum reinen Frachtflieger wird sich sicher fortsetzen", glaubt Eberhart. Aeorologic will davon profitieren und am Flughafen Leipzig / Halle wachsen. Über die Flugzeuge neun und zehn werde bereits geredet.