Leipziger Löwenbäckerei Leipziger Löwenbäckerei: 300 Jahre Tradition gehen zu Ende
leipzig/MZ/sth/dpa. - Das endgültige Aus der Großbäckerei ist besiegelt: Die Leipziger Löwenbäckerei wird abgewickelt. Die Suche nach einem Investor für das insolvente Traditionsunternehmen sei erfolglos gewesen, sagte der Sprecher der Insolvenzverwaltung, Jörg Nolte. Die 250 Mitarbeiter des Leipziger Unternehmens seien auf einer Betriebsversammlung am Freitag über das endgültige Aus informiert worden, sagte Nolte. Bis Ende November hatten die Beschäftigten noch Insolvenzgeld erhalten, obwohl die Produktion im Betrieb bereits Anfang des Monats eingestellt worden war.
Nach Angaben von Nolte bleiben nur zehn Mitarbeiter weitere drei bis sechs Monate im Unternehmen, um den Betrieb abzuwickeln und die Maschinen zu verkaufen.
In wirtschaftliche Schieflage geriet die Bäckerei spätestens im Frühjahr, nachdem der Großkunde Müller-Brot in Bayern, den die Leipziger belieferten, nach einem Hygieneskandal schließen musste. Die Löwenbäckerei blieb laut Berichten der "Leipziger Volkszeitung" auf offenen Rechnungen in siebenstelliger Höhe sitzen. Im September sprang ein weiterer Großkunde aus dem Einzelhandel ab. Daraufhin meldete das Unternehmen Insolvenz an. Der Genickbruch kam offenbar, als im November der letzte verbliebene Großkunde überraschend einen Toastbrot-Vertrag kündigte. Damit geht eine mehr als 300-jährige Unternehmenstradition zu Ende. Der Betrieb war einst 1711 in Leipzig gegründet worden.
Der hallesche Insolvenzverwalter Lucas Flöther konnte für das Unternehmen keinen neuen Investor finden. Wesentlicher Grund dafür dürfte gewesen sein, dass in die Löwenbäckerei jahrelang nicht investiert wurde. Ein neuer Eigentümer hätte erhebliche Mittel in die Erneuerung der Technik und der Immobilien stecken müssen. Dazu war niemand bereit.
Ohnehin herrscht in der Bäcker-Branche ein enormer Kosten- und Konkurrenzdruck. Die Gesamtzahl aller Betriebe einschließlich des Handwerks beläuft sich auf weniger als 16 000, wobei die kleineren Handwerksbetriebe um fast ein Viertel in den letzten zehn Jahren zurückgegangen seien, teilte zuletzt der Verband Deutscher Großbäckereien mit.
Die Großbäcker blieben bisher von der Pleitewelle weitgehend verschont. Die Betriebe repräsentieren rund 60 Prozent des Branchenumsatzes von knapp 17 Milliarden Euro. Im Schlepptau der Supermärkte und Discounter sind auch sie in den vergangenen Jahren gewachsen. Diese Zeit ist nun offenbar vorbei.