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Lebensmittelpreise Lebensmittelpreise: Discounter nutzen Euro-Umstellung zu Senkungen

02.01.2002, 15:00
Aldi-Prospekt
Aldi-Prospekt dpa

Düsseldorf/dpa. - Führende Lebensmittelketten in Deutschlandhaben die Umstellung von D-Mark auf Euro zu deutlichen Preissenkungengenutzt. In ganzseitigen Zeitungsanzeigen kündigten Aldi, Lidl undPlus (Tengelmann) am Mittwoch Preisabschläge zum Teil über kompletteSortimente an. In der Anzeige des Marktführers Aldi hieß es: «GrößtePreissenkung aller Zeiten - alle Artikel im Preis gesenkt». So könnendie Verbraucher in den Läden der Discounter bei einigen Produkten biszu vier Prozent einsparen. Auch in den Niederlanden, in Belgien undFrankreich sind Aldi-Artikel künftig billiger zu haben.

«Woche für Woche wird es billiger auf Dauer», hieß es in denAnzeigen der Tengelmann-Tochter Plus. «Lidl ist billig« und mit demEuro «jetzt billiger», setzte der süddeutsche Lebensmitteldiscounterdagegen. Allen drei geht es bei der neuerlichen Aktion vor allem umeines: Das Setzen von neuen Schwellenpreisen. Denn durch die exakteUmrechnung in Euro, sind die Preise im Handel in Unordnung geraten.So wird bei exakter Umrechnung aus 5,99 DM ein Preis von 3,06 Eurooder aus 0,59 DM einer von 0,30 Euro. Mit 2,99 Euro beziehungsweise0,29 Euro werden dagegen neue Schwellenwerte gesetzt.

Für Rewe-Sprecher Wolfram Schmuck ist die Aktion der Konkurrentenkeine Überraschung. Die Unternehmen hatten die Preisrunde bereitsEnde vergangenen Jahres angekündigt. «Im Markt werden sich immerwieder Anpassungen vollziehen, weil wir in einem intensivenWettbewerb stehen», beschreibt Schmuck die Lage.

Dass sich die Preise im Lebensmitteleinzelhandel durch den Euroeuropaweit bald angleichen werden, glaubt er dagegen nicht. DieUnterschiede in den einzelnen Ländern seien einfach zu groß. So liegeder Marktanteil der Discounter in Deutschland mit einem Drittel sehrviel höher als in anderen Ländern - und die Preise entsprechendniedriger.

Auch wenn die REWE-Tochter Penny die euro-getriebene Preissenkungzunächst nicht mitmacht, hält sich der Discounter für stark genug, umam Markt zu bestehen. Da in der gesamten Lebensmittelbranche aber einheftiger Verdrängungswettbewerb tobt, ist es nur noch eine Frage derZeit, wann die anderen Anbieter nachziehen.

Obwohl die Margen in der Branche mit durchschnittlich 0,8 Prozentvom Umsatz sehr niedrig sind, suchen die Unternehmen ihre Rettungimmer wieder im nackten Preiswettbewerb. Das heißt, über nochgünstigere Preise zusätzliche Kundschaft in die Läden zu locken. DieEuro-Umstellung war ein willkommener Anlass. Doch der REWE-SprecherSchmuck weiß: «In der Branche ist es nicht möglich, große Gewinne zumachen».

Dabei stehen die Discounter noch wesentlich besser da als dieSupermärkte. Denn diese benötigen als Vollsortimenter wesentlichgrößere Verkaufsflächen, von denen es in Deutschland aber einenÜberhang gibt. Und so bleibt der Discounter der Schrittmacher, glaubtSchmuck, und setzt in Sachen Preise die Signale.