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Lebensmittel Lebensmittel: «Nutella» des Ostens ist in der Krise

Von Gudrun Janicke 28.07.2005, 13:39
Eine zum Fototermin gebaute Pyramide aus Nudossi-Bechern stürzt zum Schrecken von Konditorin Kerstin Lock im Herstellerbetrieb Sächsische Spezialitäten Vadossi in Radebeul bei Dresden im Moment der Aufnahme zusammen (Archivfoto vom 27.05.1999). (Foto: dpa)
Eine zum Fototermin gebaute Pyramide aus Nudossi-Bechern stürzt zum Schrecken von Konditorin Kerstin Lock im Herstellerbetrieb Sächsische Spezialitäten Vadossi in Radebeul bei Dresden im Moment der Aufnahme zusammen (Archivfoto vom 27.05.1999). (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Radebeul/dpa. - Jetzt stockt der Nachschub für «Nudossi»-Leckermäuler: dieSpezialitäten Hartmann GbR aus dem sächsischen Radebeul mussteInsolvenz anmelden.

Nach verheißungsvollem Neustart 1999 ist damit mit der «Nudossi»-Produktion erst einmal Schluss. Schon einmal mussten sich die großenund kleinen Liebhaber der braunen Creme in Abstinenz üben: Die erstenzehn Jahre nach der Wende wurde «Nudossi» nicht produziert, dieKunden griffen lieber zu anderen Brotaufstrichen.

Die beiden Unternehmer Karl-Heinz und Thomas Hartmann - Vater undSohn - übernahmen 1994 das Unternehmen Vadossi, wo zu DDR-Zeiten«Nudossi» hergestellt wurde. Die Markenrechte an der Ost-Nutellakonnten 1998 zurückgekauft werden. Aus dem Stand wurde im ersten Jahrein Marktanteil von 18 Prozent zwischen Ostsee und Fichtelbergerreicht. Im Schnitt werden jährlich etwa 1300 Tonnen «Nudossi» indie traditionellen Plastikbecher mit dem roten Deckel gefüllt. Mitneuer Rezeptur im Vergleich zu Vorwendezeiten: Der Haselnussanteilstieg auf 36 Prozent.

Nun ist «Nudossi» wie zu DDR-Zeiten wieder Bückware. Damals lag esjedoch daran, dass der Rohstoff Kakao schwer zu beschaffen war. DieSüßigkeit kam deshalb nur in die teuren Delikat-Läden, wo es bessereProdukte als in den sozialistischen Konsum- und HO-Läden gab. ClevereVerkäufer beim Internetauktionshaus ebay haben nun eine «eiserneRation» ins Netz gestellt. Für 300-Gramm-Gläser - beworben als die«vermutlich letzten Reserven» - stiegen die Preise auf 6,25 Euro unddamit doppelt so hoch wie der Ladenpreis.

Geschäftsführer Thomas Hartmann kündigte an, dass der vorläufigeInsolvenzverwalter Verhandlungen zur Absicherung einerBrückenfinanzierung führt. Das Unternehmen hofft - dank der weitergroßen Nachfrage und der großen Bekanntheit der Produkte - in derkommenden Woche die Produktion wieder aufnehmen zu können. Dassächsische Wirtschaftsministerium verwies auf Fördermöglichkeiten.

Die 80 Mitarbeiter produzieren auch den Brotaufstrich «Naschi» mitHaselnuss und Kokosraspeln, Pralinen, Marzipanbrote, Kekse und etwa500 bis 600 Tonnen Weihnachtsstollen. Seit 2001 gibt es die Milch-Schoko-Creme «Nu Pagadi». Der Name auf deutsch: Na warte! - entstandin Anlehnung an die gleichnamige russische Zeichentrickserie. Siewurde im DDR-Fernsehen gezeigt und handelt von der (stetserfolglosen) Jagd eines Wolfes nach einem Hasen.