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Lebensmittel Lebensmittel: In Wernigerode steht ein Baumkuchenhaus

Von Sabine Fuchs 21.10.2008, 07:53
Der Baumkuchen-Bäcker Rolf Friedrich präsentiert vor seiner neuen Bäckerei in Wernigerode (Harz) einen Baumkuchen. (Foto: dpa)
Der Baumkuchen-Bäcker Rolf Friedrich präsentiert vor seiner neuen Bäckerei in Wernigerode (Harz) einen Baumkuchen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Wernigerode/dpa. - Zwei gelbe Türme des Gebäudes in Wernigerode haben dieForm von Baumkuchen, auf dem Hof steht eine Walze zum Aufschichtendes Teigs, und die Hecken im Vorgarten sind auf Baumkuchenformgetrimmt. Im Innern des Gebäudes steht ein 1,80 Meter hoherBaumkuchen. «Wir sind Deutschlands erstes Baumkuchenhaus», sagtFirmenchef Rolf-Dieter Friedrich. Rechtzeitig vor Beginn derHauptsaison ist das Unternehmen in das neue Gebäude gezogen. «In denkommenden Monaten geht es richtig zur Sache, in der Vorweihnachtszeitgibt es besonders viele Bestellungen aus aller Welt.»

13 Tonnen des Feingebäcks stellen die sechs Mitarbeiter jährlichher. «Im Gegensatz zu anderen Bäckereien, die auch Torten, Brot undBrötchen produzieren, haben wir uns auf Baumkuchen spezialisiert»,sagt der Firmenchef. «Um den Kuchen besonders saftig zu bekommen,müssen die Schichten zwischen 1,8 und 2,5 Millimeter stark sein.» Aufeiner Walze wird über offenem Feuer Schicht für Schicht Teig ausFett, Eiweiß, Mehl und Zucker gebacken. 40 verschiedene Sorten vonBaumkuchen umfasst das Sortiment - vom einfachen Ring bis zumvierfachen Turm, überzogen mit duftenden Glasuren.

Friedrich, der sein Unternehmen 1992 eröffnete, setzt inWernigerode eine Tradition fort. Diese wurde 1749 mit der erstenBaum- und Schlosskuchenfabrik begründet, im 20. Jahrhundert folgtenweitere Fabriken. Selbst zu DDR-Zeiten wurde Baumkuchen in derHarzstadt in einer volkseigenen Bäckerei produziert.

Der Harz gehört neben Salzwedel im Norden des Landes zu denZentren der Baumkuchen-Herstellung in Sachsen-Anhalt, sagt derGeschäftsführer des Landesinnungsverbandes des Bäckerhandwerks,Andreas Baeckler. Das Gebäck habe seine Ursprünge in Frankreich. Beider Herstellung zeigen die Bäcker im Land nach Einschätzung desGeschäftsführers viel Einfallsreichtum und Kreativität.

Stolz ist Friedrich auf sein kleines Museum, das über dieGeschichte des Baumkuchens informiert. «Erfunden hat ihn niemand,einfach aus einer Not heraus wurde der Teig um einen Spießgewickelt.» Die Geschichte des Gebäcks sei eng mit der Entwicklungder Menschheit und der Beherrschung des Feuers verbunden. Bereits beiden alten Griechen sei der Kuchen schriftlich erwähnt worden. DasMuseum zeigt auch, dass es Baumkuchen in aller Welt gibt. Er wird inJapan ebenso gebacken wie in Frankreich, Schweden und Litauen.

Der größte Teil des Wernigeröder Sortiments entsteht maschinell.Um den Gästen die frühere Herstellungsweise vorzuführen, stellt sichFriedrich zweimal in der Woche an die Walze. Beim Schaubacken kellter auf - wie der Fachmann sagt: Er trägt die Teigmasse auf einerrotierenden Walze am offenen Feuer auf, bis ein stattlicherBaumkuchen gewachsen ist.