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Lebensmittel Lebensmittel: «Goldener Windbeutel» für «dreiste Werbelügen»

17.05.2011, 07:56

Berlin/afp. - Erhalten soll den Negativpreis das Produkt, das aus Verbrauchersicht «die dreisteste Werbelüge des Jahres» verbreitet, wie die Organisation Foodwatch in Berlin erklärte. Zur Auswahl stehen fünf Kandidaten, etwa Mini-Würstchen für Kinder und Vitamin-Bonbons.

Bis zum 16. Juni können Verbraucher auf der Internet-Seite www.abgespeist.de ihre Stimme abgeben. «Angesichts der alltäglichen Irreführung durch die Lebensmittelindustrie haben die Verbraucher allen Grund, sauer zu sein», erklärte Anne Markwardt, Leiterin der Foodwatch-Kampagne. Die Verbraucherschutzorganisation stellt auf ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor, die nach ihren Angaben nicht halten, was sie versprechen. Eine von Foodwatch eingesetzte Jury hat nun fünf Kandidaten ausgewählt.

Nominiert für den Negativpreis ist unter anderem Joghurt der Marke Activia von Danone, der nach Meinung von Foodwatch «weder eine Wunderwaffe gegen Verdauungsbeschwerden noch ein Garant für perfektes Darmwohlbefinden» ist. Nach Aussage von Danone gilt die Wirkung des Joghurts hingegen als «eindeutig wissenschaftlich belegt». Activia könne «ein aufgeblähtes Gefühl reduzieren oder eine träge Verdauung regulieren». Mehr werde auch nicht suggeriert, erklärte das Unternehmen.

Ein weiterer Kandidat für den «Goldenen Windbeutel» sind die Nimm2-Bonbons des Herstellers Storck, dem Foodwatch irreführende Werbung mit Vitaminzusätzen vorwirft. Der Hersteller werbe mit «wertvollen Vitaminen», die in der Regel völlig überflüssig seien. Kindern werde dadurch suggeriert, dass sie ihren Vitaminbedarf auch mit Süßigkeiten statt mit Obst und Gemüse decken können, kritisiert Foodwatch. Storck erklärte am Montag dazu, die Vitamine böten gegenüber anderen Süßwaren «einen zusätzlichen Nutzen». Das Bonbon werde aber «in keiner Weise als Ersatz für andere Lebensmittel beworben».

An der ebenfalls nominierten «Milch-Schnitte» von Ferrero kritisiert Foodwatch, dass das Produkt mit Spitzensportlern beworben und als leichte Zwischenmahlzeit angepriesen wird. Tatsächlich bestehe «Milch-Schnitte» jedoch zu etwa 60 Prozent aus Fett und Zucker, moniert die Organisation. Nach Angaben von Ferrero widerspricht der Verzehr einer Milch-Schnitte als Zwischenmahlzeit prinzipiell nicht einem «ausgewogenen, sportlichen Lebensstil». Mit Sportlern als Werbepartner werde gezeigt, «dass Ernährung und Bewegung zusammen gehören».

Beim vierten nominierten Produkt, den «Ferdi Fuchs Mini Würstchen» für Kinder der Firma Stockmeyer, kritisieren die Verbraucherschützer vor allem den aus ihrer Sicht hohen Salzgehalt. Der Hersteller weist diese Kritik zurück. Wer den von Foodwatch angeführten Salzgehalt von zwei Gramm in 100 Gramm Wurst esse, müsste bis zu fünf der Würstchen zu sich nehmen.

Unter den Kandidaten für den «Goldenen Windbeutel» ist zudem das «Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen» von Kühne. Obwohl laut Foodwatch Aromen und ein Farbstoff drin stecken, würden die Gewürzgurken wie ein handwerkliches Produkt mit jahrhundertealter Tradition und «besten natürlichen Zutaten» verkauft. Kühne wies die Vorwürfe zurück. Die von Foodwatch ausgelöste Kampagne sei «nicht gerechtfertigt», erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Andreas F. Schubert, am Montag.