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Lastwagenhersteller Lastwagenhersteller: VW sitzt jetzt am Steuer von MAN

Von TH. MAGENHEIM-HÖRMANN 04.07.2011, 06:32

MÜNCHEN/MZ. - Die Münchner MAN, derenWurzeln bis 1758 zurückreichen, ist der ältesteDax-Konzern Deutschlands. Bei nächster Gelegenheit,wohl im September, wird die Traditionsfirmaaber aus dem Kreis der 30 wichtigsten, hierzu Lande an der Börse notierten Firmen ausscheiden,weil sie nun zur VW-Familie gehört. Die Wolfsburgerhaben ihre MAN-Anteile im Zug ihres Übernahmeangebotsüberraschend deutlich um ein Viertel auf knapp56 Prozent der Stimmrechte aufgestockt.

"Volkswagen ist mit dem Ergebnis mehr alszufrieden", kommentierte Konzernchef MartinWinterkorn den Schritt, der MAN zur elftenVW-Konzernmarke macht. Eigentlich wolltensich die Wolfsburger mit knapp 40 Prozentan MAN begnügen, weil auch das erfahrungsgemäßbei Eignertreffen zur Kontrollmehrheit reicht.Dieses Ziel wurde übererfüllt, was nun gutdas Doppelte kostet als ursprünglich gedacht.Gut 3,4 Milliarden Euro muss VW den MAN-Aktionärenzahlen, die sich für je 95 Euro von ihrenAnteilsscheinen getrennt haben. Aus einerNiederlage hat VW damit binnen Wochenfristeinen Sieg gemacht.

Denn vorige Woche bei der MAN-Hauptversammlungwurde der in Personalunion agierende VW- undMAN-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch vonder EU-Kommission noch eingebremst.

Aktionäre nehmen Angebot an

Jetzt könnte alles sehr schnell und imSinne von VW gehen. Piëch will aus MAN unddem ebenfalls von den Wolfsburgern kontrollierenLastwagenbauer Scania aus Schweden einen neuenLkw-Riesen schmieden, um Weltmarktführer Daimlerauf den Pelz zu rücken. Die klare Dominanzdes Autokonzerns bei MAN kommt überraschend,da zur Hauptversammlung viele Aktionäre dasÜbernahmeangebot als zu niedrig und Farcegewertet hatten. VW hatte nur wenig mehr alsden Börsenkurs geboten. Dennoch sind bis zumStichtag vorigen Mittwoch viele Eigner daraufeingegangen. Aktuell notiert das Papier unter94 Euro.

Kostensenkungen geplant

Obwohl MAN jetzt nach 253 Jahren die Eigenständigkeitverliert, begrüßen die Münchner ihre Übernahme.Jetzt werde ein neues Kapitel in der Firmengeschichteaufgeschlagen und VW bei den Plänen für eineLkw-Allianz mit Scania vollständig unterstützt,bekannte ein Sprecher in München.

Die Lkw-Ehe hätte aber einmal unter anderenVorzeichen kommen sollen. 2006, als der MAN-Chefnoch Hakan Samuelsson und der VW-Boss nochBernd Pischetsrieder hieß, planten die Münchnerihrerseits eine Übernahme der Schweden. AberSamuelsson hatte es falsch angefangen. GrünesLicht für den Vorstoß hatte er sich zwar vonPischetsrieder geholt, nicht aber vom SchattenherrscherPiëch. Dieser schlug sich auf die Seite vonScania. VW stieg bei MAN ein und nach einemmehrjährigen Gerangel hat VW nun auch in Münchendie Mehrheit. Die Lkw-Ehe zwischen MAN undScania wird jetzt von VW gestiftet und modelliert.

Mit der Belegschaft und IG Metall hat sichPiëch nach einer Standort- und Stellengarantiebereits geeinigt. Zugesagt haben er und Winterkornauch, dass die Marken MAN und Scania erhaltenbleiben. Nun soll nach dem Vorbild der Pkw-Töchtervon VW auch im Lkw-Bau kostensparend eineArt Baukastensystem entstehen. Allein im Einkaufkönnten rasch Synergien von 200 MillionenEuro gehoben werden. Inklusive Entwicklungund Produktion hat Piëch das Fünffache alsEinsparziel gefordert.

Scania wird sich wohl auf Schwerlastwagenspezialisieren, MAN die Segmente darunterbedienen. Das bringt die Wolfsburger dem Ziel,weltgrößter Autohersteller zu werden, einenSchritt näher. Die Palette reicht vom Kleinstwagenbis zum großen Brummi.