Landwirtschaft und Energie Landwirtschaft und Energie: Brot oder Biosprit?
Halle (Saale)/MZ. - Anlässlich der Grünen Woche in Berlin ist eine erneute Diskussion über die Nutzung von Agrarrohstoffen entbrannt. Der Bioökonomierat forderte am Freitag, dabei der Ernährung den Vorrang vor der Nutzung als Bioenergie einzuräumen. Nach Einschätzung des Expertengremiums, das die Bundesregierung in Fragen der Bioökonomie berät, sollte der Ausbau der Bioenergie sich zudem stärker als bisher an Kriterien der Wirtschaftlichkeit orientieren.
"Noch höhere Importe von Agrarrohstoffen für die Bioenergiegewinnung dürfen nicht dazu führen, dass der Welthunger weiter zunimmt", sagte der Vorsitzende des Bioökonomierats Reinhard Hüttl in Berlin. Eine Strategie zur Nutzung der Bioenergie müsse zudem Umwelt- und Klimaschutzaspekte sowie Effizienzsteigerungen und Forschung in verbesserte Technologien stärker betonen.
Die Experten bemängeln, dass durch die Förderung der Bioenergie enorme Kosten für private Haushalte und Unternehmen entstehen. Die Umlage von Stromvergütungen aus erneuerbaren Energien über das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) steigerten die Energiepreise für Verbraucher und Firmen und belasteten deren Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig würden die Förderinstrumente dazu führen, dass der Wert landwirtschaftlicher Rohstoffe teilweise höher sei, wenn sie zur Energiegewinnung genutzt werden, als bei der Nutzung als Nahrungs- oder Futtermittel.
Für eine wirtschaftlichere und nachhaltigere Bioenergienutzung sind Hüttls Meinung nach außerdem erhebliche Effizienzsteigerungen nötig. Um Konflikte zwischen dem Anbau von Energiepflanzen und Nahrungsmittelpflanzen zu entschärfen, müssten die Energieerträge pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche steigen. Zudem müssten Abfallstoffe besser verwertet und Flächen, die nicht für den Nahrungsmittel- und Futtermittelanbau geeignet seien, stärker für den Anbau von Energiepflanzen genutzt werden, so die Experten. Weiter sieht das Gremium erheblichen Handlungsbedarf in der Forschung, um die Wirkungsgrade von Biomassekraftwerken und Biokraftstoffen zu verbessern und innovative Methoden, wie die Energiegewinnung aus Mikroalgen voranzubringen.
