Landwirtschaft Landwirtschaft: Oliven an der Mosel

Pünderich/dpa. - «Meine Frau und ich haben einenOlivenhain mit 400 Olivenbäumen in der Türkei. Vor drei Jahren kamuns die Idee, den Anbau auch in Deutschland zu versuchen», erzähltder Kölner Bernd Schäfer und hält eine Flasche des goldgelben Saftesprüfend in die Höhe. Von der Gemeinde Pünderich in Rheinland-Pfalzpachtete das Paar eine 4000 Quadratmeter große Steillage an derMosel, im März dieses Jahres wurden die ersten 200 Olivenbäumegepflanzt. «Für uns ist das ein großes Abenteuer: Es gibt keineErfahrungswerte, und wenn wir Pech haben, dann ist die ganze Arbeitumsonst und die Bäume gehen ein», skizziert Ayse Aktül-Schäfer dasRisiko ihres Experiments.
Vor allem winterliche Frostperioden könnten den Plan durchkreuzen,an der Mosel Olivenöl herzustellen. Wochenlang Temperaturen von unterminus sechs Grad würden die Olivenbäume gefährden. «Klar: Wir sind inDeutschland. Das kann passieren. Aber die Idee elektrisiert uns, undwir sind absolute Dickköpfe», sagt Bernd Schäfer. Mindestens dreiJahre werde es dauern, bis die ersten Bäume Oliven tragen. Erst nachsieben Jahren rechnet das Ehepaar, das in Köln-Sürth lebt, mitnennenswerten Erträgen.
Bei ihrem Experiment hofft das Paar auf den Klimawandel: «Es wirdwärmer in Deutschland. Viele Winzer profitieren davon und bauenplötzlich Rebsorten an, die früher nur in Italien oder Südfrankreichgediehen», erläutert Schäfer. «Wenn am Kaiserstuhl in Baden plötzlichCabernet-Sauvignon wächst, wieso soll man es dann nicht mit Oliven inRheinland-Pfalz probieren?» Obstbau-Professor Peter Braun von derFachhochschule in Geisenheim ist skeptisch: «Das ist eininteressantes Vorhaben. Natürlich verändert sich auch das Klima beiuns hier in der Region. Ich kann jedoch nicht seriös vorhersagen, obdadurch Olivenbäume an der Mosel überwintern können.»
Die Eheleute selbst sind in ihrem Optimismus nicht zu bremsen: Siehaben die Mosel-Steillage gleich für 50 Jahre gepachtet. «Wir habenauch schon den Grundstein für den nächsten Olivenhain in Deutschlandgelegt», ergänzt Schäfer. In Zell im Zellertal in der Pfalz solle imkommenden Frühjahr ein ähnlich großes Areal bepflanzt werden. Vorwenigen Wochen wurden die ersten Bäume gesetzt. Die Schäfers wollentesten, wie diese den Winter überstehen. Und wenn sie eingehen? DieSchäfers wollen sich von solcherlei Fehlschlägen nicht entmutigenlassen. Eines Tages wird es klappen, da sind sie sich sicher.