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Landwirtschaft Landwirtschaft: Ökobauern wollen mehr Geld

Von STEPHAN BÖRNECKE 04.08.2011, 21:02

FRANKFURT (MAIN)/MZ. - Eine drastischeSteigerung der Forschung für den Ökolandbauhat der von der Bundesregierung eingesetzteRat für Nachhaltigkeit verlangt. Jährlichsollen 20 Prozent der Gelder für Agrarforschungin den Biolandbau gesteckt werden, verlangtder Nachhaltigkeitsrat in einer gestern vorgestelltenStudie.

Das wären rund 80 Millionen Euro, waseine Verzehnfachung des heutigen Volumensdes Bundesprogramms Ökologischer Landbau bedeutenwürde. Aus diesem Topf aber werden inzwischennach dem Willen der Koalition auch andere,Projekte finanziert. Ratsmitglied HeinrichGraf von Bassewitz sagte, nur mit einer deutlichenAnstrengung auf dem Gebiet der Forschung werdeder Ökolandbau effizienter und die Landwirtschaftinsgesamt nachhaltiger. Da der Ökolandbauaus seiner Sicht das Leitbild jeglicher Agrarwirtschaftsein sollte, müsse gerade in die Erforschungneuer Öko-Technologien sowie in die Zuchtspezieller, für den Biolandbau geeigneterPflanzen viel mehr Geld als bisher gestecktwerden.

Da der Biobereich noch immer sehr klein sei,habe die Industrie an ihm immer noch keinInteresse. Um aber die Nachhaltigkeitszieledes Bunds etwa im Klimaschutz zu erreichen,müsse gerade in den Ökolandbau investiertwerden. Effizientere Produktionsverfahrenwürden dann auch dafür sorgen, dass der Preisabstandzu konventionellen Produkten geringer werde.

Bassewitz, der auch Präsidiumsmitglied desDeutschen Bauernverbands ist, zog einen Vergleichzur Energiewende: Bei den erneuerbaren Energiensei Deutschland heute Spitzenreiter, diesmüsse auch beim Ökolandbau gelingen. Bassewitznannte ein Beispiel aus der Unkrautbekämpfung:Dringend sei die Entwicklung neuer mechanischerVerfahren, die zugleich auch den Menschendie Arbeit erleichtere.

Bisher hätten konventionelle Bauern und dieAgrarindustrie leichtfertig nach dem Mottogehandelt, "wozu soll ich eine Hacke in dieHand nehmen, wenn ich Roundup-ready habe",also die chemische Keule. Dies aber sei allesandere als nachhaltig. "Zudem haben die Züchterden Ökolandbau vernachlässigt." Die heutigenWeizensorten seien auf leicht verfügbarenMineraldünger angewiesen. "Stickstoff ausdem Boden können die gar nicht mehr aufnehmen",kritisiert Bassewitz. Die Saatgut-Industriehabe gerade beim Weizen nur Höchsterträgeim Blick gehabt, statt die Pflanzen etwa gegenPilzerkrankungen resistent zu machen. SolchesGetreide aber werde im Ökolandbau benötigt.

Dass auch ein flächendeckender Ökolandbaumachbar sei und keine Versorgungslücke entstehenlasse, zeigten bereits heute die erfolgreicherenBiobauern. Ihr Abstand zum konventionellenLandbau sei bereits jetzt gering.