Landwirtschaft Landwirtschaft: Milchbauern wollen 50 Prozent mehr

Everswinkel/Magdeburg/dpa. - Mehr als 20 000 Milchbauern haben amMittwoch in ganz Deutschland vor Molkereien für höhere Preisedemonstriert. Insgesamt habe es Demonstrationen an 110 Standorten,darunter vor Milchwerken der größten deutschen MolkereikonzerneNordmilch, Humana Milchunion und Müller-Milch, sagte derVorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter,Romuald Schaber, am Mittwoch. Schwerpunkt sei Bayern gewesen. DieBauern wollen einen Milchpreis von 40 Cent pro Kilogramm alsAbgabepreis an die Molkereien durchsetzen. Der Preis liegt zurzeitbei durchschnittlich 27 Cent.
Mit den Demonstrationen begleiten die Bauern die turnusmäßigenPreisverhandlungen zwischen Molkereiwirtschaft undLebensmitteleinzelhandel, die nach Angaben des DeutschenBauernverbandes kurz vor dem Abschluss stehen. Nach derzeitigem Standkönnen die Molkereien mit Erhöhungen um 15 bis 20 Prozent rechnen.«Für uns ist die Situation völlig undurchsichtig», beklagte dagegenBauernvertreter Schaber. Er forderte die Molkereiwirtschaft auf, dieBauern an den Preiserhöhungen teilhaben zu lassen. «Wir lassen unsnicht wieder mit einem oder zwei Cent Erhöhung abspeisen», sagte er.Notfalls werden die Landwirte im Herbst ihre Milch zurückhalten unddie Molkereien trocken legen, drohte er.
Am Mittwoch waren im Südschwarzwald bei der Breisgau-Milch 1000Demonstranten vor den Werkstoren vorgefahren, im bayerischenWeihenstephan seien 680 Bauern zusammengekommen, sagte Schaber. Auchvor der Großmolkerei OMIRA in Ravensburg machten am Vormittag 200Bauern ihrem Unmut Luft. Insgesamt hätten mehr als 20 000 Landwirtefür höhere Milchpreise demonstriert.
Der Weltmarkt für Milch und Milchprodukte hat sich innerhalb desvergangenen Jahres deutlich verändert. Milchseen und Butterberge sinddeutlicher kleiner geworden. Die immense Nachfrage aus Asien habe denMarkt förmlich auf den Kopf gestellt, sagte ein Sprecher desWestfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Es ist unglaublich,was China ansaugt.» Diese Situation versetze die Molkereien in dieLage, erstmals seit Jahren deutliche Preiserhöhungen beim Handeldurchzusetzen. Vor alle die Discounter wie Aldi und Lidl hatten inden vergangenen Jahren mit Ladenverkaufspreisen von weniger als 50Cent pro Liter H-Milch das Preisniveau gedrückt.
Mehrere hundert Milchbauern haben am Mittwochin Sachsen-Anhalt für höhere Milchpreise demonstriert. Aktionen gabes unter anderem in Magdeburg, Weißenfels, Stendal und Jessen(Landkreis Wittenberg), teilte der Landesbauernverband mit. DieBauern fordern eine Erhöhung der Milchpreise von 27 Cent proKilogramm auf 40 Cent. «Erst so ist ein Kosten deckendes Wirtschaftenmöglich», sagte der Hauptgeschäftsführer des LandesbauernverbandesSachsen-Anhalt, Fritz Schumann. Bundesweit hatte es mehr als 100Aktionen für höhere Milchpreise mit zehntausenden Teilnehmerngegeben.
Bei vielen Milchbauern des Landes gehe es um die nackte Existenz,sagte Schumann. Die Kosten für die Haltung der Tiere seien in denzurückliegenden Jahren unter anderem wegen höherer Preise für Energieund Futter ständig gestiegen, sagte Schumann. Milch und Milchproduktewürden vom Handel immer öfter verschleudert. Durch die Übermacht dergroßen Einzelhandelsketten werde in den Verhandlungen mit denMolkereien der Preis gedrückt und der Milchbauer um seinen gerechtenLohn gebracht.