Landwirtschaft Landwirtschaft: Es geht um die Kartoffel
Heichelheim/dpa. - Die Kartoffel, wichtigste Zutat fürThüringer Klöße, verschwindet zunehmend von hiesigen Äckern. Zugleichtreiben die Ernteaussichten den verbliebenen Anbauern Sorgenfaltenauf die Stirn. Die Dürre im Juni und der verregnete August ließenmindere Qualität und damit weniger Ertrag erwarten, sagte ReinhardKopp, Ackerbauexperte beim Bauernverband, im Gespräch mit derNachrichtenagentur dpa.
Das hat wohl auch Auswirkungen auf die Verbraucher. So dürften imHerbst die Preise weniger stark fallen als in den Vorjahren,prognostizierte der Fachmann. Derweil drehte sich am Samstag beimHeichelheimer Kartoffelfest alles um die Knolle.
Seit 1991 ist die Anbaufläche in Thüringen von knapp 11 000Hektar auf nur noch 2100 Hektar in diesem Jahr geschrumpft. «Zu DDR-Zeiten hatten wir hier fast 50 000 Hektar, allerdings waren damalsauch die Erträge geringer», erzählte Kopp. Grund für den Rückgangseien vor allem die hohen Anbaukosten. Dadurch sei er in vielenRegionen nicht mehr rentabel. Hauptsächlich wächst die Knolle heuteauf Feldern in Mittel- und Ostthüringen.
Die Wetterkapriolen haben den Pflanzen zugesetzt. «Der Juniund der Juli waren so trocken, dass sie ihr Wachstum eingestellthaben», erklärte Kopp. Bereits die frühen Sorten seien kleinerausgefallen. Der Regen im August habe zwar einen Wachstumsschubgebracht, habe jedoch zu Verformungen an den Knollen geführt. Daswirke sich auch auf den Geschmack aus.
Die Haupternte lässt noch auf sich warten. «Der Dauerregen hat dieFelder so durchnässt, dass sie nicht befahrbar sind.» Daher werdendie Kartoffeln wohl erst ab Mitte oder Ende September aus dem Bodengeholt. Insgesamt wird eine schlechtere Ernte als im Vorjahrerwartet, für genaue Zahlen sei es aber noch zu früh. 2009 waren imFreistaat mehr als 92 000 Tonnen auf gut 2300 Hektar geerntet worden.
Die schlechtere Ernte werde sich auch auf die Preiseniederschlagen, ist sich der Experte sicher. «Den Preisdruck derVorjahre wird es nicht geben. Ob in diesem Jahr der Beutel für 1,99Euro angeboten wird, mag ich bezweifeln.»
Durch den rückläufigen Anbau wird der Bedarf längst nicht mehr ausheimischer Produktion gedeckt. Nur etwa ein Drittel der in Thüringenverspeisten Kartoffeln stammt noch aus dem Freistaat. Allerdings seider Pro-Kopf-Verbrauch deutschlandweit auf weniger als 60 Kilogrammgesunken, erklärte Kopp. «Dabei ist die Kartoffel eine regelrechteGesundheitsbombe. Sie ist fettarm und hat viele Mineralstoffe undVitamine.» Das gilt aber nur, wenn sie nicht als Pommes, Chips oderKroketten verspeist werden.
Lust auf die gesunde Knolle sollte das Kartoffelfest an diesemSamstag in Heichelheim bei Weimar machen. Dort wird auch dieThüringer Kartoffel des Jahres gekürt. Außerdem standen Aktionen wieein Gaudi-Lauf sowie ein Wettbewerb um die skurrilste Kartoffel aufdem Programm.