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Landesbank Berlin Landesbank Berlin: Deutsche Sparkassen übernehmen 81 Prozent

15.06.2007, 09:19

Berlin/dpa. - Der Sparkassenverband DSGV zahlt für den 81-prozentigen Landesanteilan der LBB insgesamt 5,3 Milliarden Euro, wie der Berliner Senat amFreitag mitteilte. Die ebenfalls ins Rennen gegangene Commerzbank kamnicht zum Zuge. Der Verkauf der früheren Bankgesellschaft, dem dasBerliner Abgeordnetenhaus und die Kartellbehörden noch zustimmenmüssen, fachte den Streit um die Trennung des deutschen Finanzmarktesin Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken neu an.

Mit der LBB hält der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV)auch die Berliner Sparkasse mit zwei Millionen Kunden im öffentlich-rechtlichen Lager. Ein Commerzbank-Sprecher sagte, sein Haus habeernsthaftes Interesse gehabt, stehe aber bei den eigenen Aktionärenin der Verantwortung. Der Bundesverband der privaten Banken teiltemit, der Zuschlag für den DSGV verzögere einen Veränderungsprozess inder Branche, werde ihn aber letztlich nicht aufhalten können. DasLager der Privatbanken hatte in den vergangenen Jahren schon mehrmalsvergeblich versucht, Institute aus dem Sparkassenlager zu kaufen, umso einen größeren Spielraum für Expansionen zu gewinnen.

Das Land Berlin musste sich wegen EU-Sanierungsauflagen von dereinstigen Bankgesellschaft trennen, die nach einem Immobilienskandalinzwischen wieder Gewinne schreibt. Zum Start des Verkaufsverfahrensfür die LBB im Januar hatten sich 19 Interessenten aus dem In- undAusland gemeldet, darunter mehrere Landesbanken und Finanzinvestoren.Als Alternative hatte Berlin parallel auch einen Verkauf der Anteileüber die Börse vorbereitet. Ein erster Anlauf zur Privatisierung derdamaligen Bankgesellschaft war 2003 an einem zu geringen Preisangebotgescheitert.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte:«Berlin bekommt einen sehr guten Kaufpreis - und Berlin weiß die Bankin guten Händen.» Zusätzlich zum Kaufpreis von 4,62 Milliarden Eurolösen die Sparkassen der Vereinbarung zufolge auch eine stilleEinlage des Landes von 723 Millionen Euro ab.

Der Verkaufserlös soll nicht in den Landeshaushalt fließen,sondern in einem Sondervermögen angelegt werden, um noch bestehendeRisiken aus früheren Geschäften der Bankgesellschaft abzudecken.Diese werden nach Worten von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD)derzeit auf vier bis sechs Milliarden Euro geschätzt. DieBankgesellschaft war 2001 durch riskante Immobiliengeschäfte an denRand des Zusammenbruchs geraten und nur durch Milliardenhilfen desLandes gerettet worden. Diese Subvention führte zur Forderung der EU,die Bank bis Ende 2007 zu privatisieren.

DSGV-Präsident Heinrich Haasis nannte den Kaufpreis angemessen undrechtfertigte auch die Zahlung eines «strategischen Aufschlags». Mehrals 400 Sparkassen hatten sich für eine gemeinsame Bewerbungzusammengetan. Der Kauf sei ein wichtiges Signal, dass sie in derLage seien, eine aktive Rolle im deutschen Bankenmarkt einzunehmen,sagte Haasis. Der DSGV kündigte an, den übrigen Aktionären der LBBein Übernahmeangebot zu unterbreiten, ohne einen Preis zu nennen. DieFinanzierung dafür sei gesichert, sagte Haasis. Der Kurs der Aktiesprang bis Freitagnachmittag um knapp 7 Prozent auf 6,63 Euro. Mitdem nun besiegelten Kauf halten die Sparkassen 91,6 Prozent der LBB-Anteile, der Rest ist in Streubesitz. Die Anteile des Landes werdenrückwirkend zum 1. Januar 2007 gekauft.

Der deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßte, dass die BerlinerSparkasse in kommunaler Hand bleibe. Der Deutsche Landkreistag hobhervor, nun sei «die Gefahr gebannt, dass die Berliner Sparkasse zueiner ausschließlich an Renditezielen orientierten Außenstelle einerPrivatbank» werde. Die SPD-Bundestagsfraktion sprach von einem klarenZeichen für den Erhalt des Sparkassensystems. Die FDP monierte, dassdie Öffnung des Drei-Säulen-Systems nicht gelungen sei, schade demdeutschen Finanzmarkt.