Kriminalität Kriminalität: Ex-Bankier Schmidt wird Donnerstag der Prozess gemacht

Hof/Saale/dpa. - Knapp fünf Jahre nach dem Niedergang derSchmidtBank muss sich der frühere geschäftsführende Gesellschafterdes Unternehmens, Karl Gerhard Schmidt, an diesem Donnerstag (19.Oktober) vor dem Landgericht Hof verantworten. Dem 71 Jahre alten Ex-Bankier wird Betrug in 232 Fällen und ein Fall der Untreuevorgeworfen. Mit einem Urteil rechnet das Gericht nach derzeitigemStand im März 2007.
Lange Zeit war unklar, ob Schmidt sich wegen seines angeschlagenenGesundheitszustandes überhaupt vor Gericht verantworten muss. Einärztliches Gutachten stellte schließlich fest, dass drei StundenVerhandlung an drei Tagen in der Woche möglich seien.
Der ehemalige Chef der Privatbank soll von Ende September bisAnfang November 2001 noch SchmidtBank-Aktien in Höhe von rund 2,5Millionen Euro an Kleinanleger als sichere Altersvorsorge verkaufthaben, obwohl er bereits von der wirtschaftlichen Schieflage der Bankgewusst habe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Handelmit Aktien wurde am 15. November 2001 ausgesetzt und anschließendnicht wieder aufgenommen. Die deutschen Großbanken brachten zusammenüber eine Milliarde Euro auf, um die SchmidtBank vor der Pleite zuretten.
Außerdem muss sich Schmidt wegen Untreue verantworten. Er habeeiner Beteiligungsgesellschaft der SchmidtBank für den Rückkauf vonAktien einen Kredit von rund 30 Millionen Euro gewährt. DieRückzahlung dieses Kredites sei aber unsicher gewesen. Dies erfülleden Straftatbestand der Untreue, sagte ein Justizsprecher.
Der frühere Bankier hatte sich auch als Wirtschaftsförderer derRegion verstanden. Schmidts Motto lautete: «Wir sind Privatbankiersaus Leidenschaft.» Bereits seit 1996 habe es das Unternehmen nichtmehr geschafft, die Ausfälle im Kreditbereich auszugleichen, hieß es.Die Vergabe von Krediten an in Schwierigkeiten geratene Unternehmenist allerdings nicht Bestandteil des Verfahrens, erläuterteOberstaatsanwalt Ernst Schmalz. Hier müssten unternehmerischeEntscheidungen mit einem Gutachten bewiesen werden, und zwar fürjeden einzelnen Kredit.
Unmittelbar nach der Anklageerhebung hatte Schmidt derStaatsanwaltschaft einseitige Ermittlungen vorgeworfen. DieserVorwurf wurde von der Anklagebehörde umgehend zurückgewiesen. Überseine Anwälte, die Münchner Kanzlei Bub Gauweiler & Partner, erklärteSchmidt, er sei froh, «dass sich nun ein unabhängiges Gericht desSachverhalts annimmt». Er werde zu den Vorwürfen umfassend Stellungnehmen.
Inzwischen gibt es das Kreditinstitut nicht mehr. Die Commerzbankhat das Filialgeschäft übernommen. Der verbliebene Teil firmiertunter Resba (Restbank) GmbH mit Sitz in Hof. Eine fast 180 Jahrelange Banktradition ist nur noch Geschichte.