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Kriminalität Kriminalität: Erste Gläubigerversammlung der Leipzig-West AG

27.11.2006, 16:02
Journalisten stehen vor beginn der ersten Gläubigerversammlung der insolventen Leipzig-West AG am Montag (27.11.2006) vor der Arena in Leipzig. Gut 500 Anleger erschienen zur Versammlung, ursprünglich ging der Insolvenzverwalter von etwa 8000 Teilnehmern aus. (Foto: dpa)
Journalisten stehen vor beginn der ersten Gläubigerversammlung der insolventen Leipzig-West AG am Montag (27.11.2006) vor der Arena in Leipzig. Gut 500 Anleger erschienen zur Versammlung, ursprünglich ging der Insolvenzverwalter von etwa 8000 Teilnehmern aus. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - DerInsolvenzverwalter, Rechtsanwalt Lucas F. Flöther, war nach denAnmeldungen von etwa 8000 Teilnehmern ausgegangen. Insgesamt sind beiFlöther bisher 45 000 Forderungen von 38 000 Gläubigern eingegangen,die in Inhaberschuldverschreibungen investiert hatten. DieForderungshöhe liegt bisher bei 339 Millionen Euro. Dem stehenVermögenswerte der Leipzig West AG von 48 Millionen Euro gegenüber.

Der Insolvenzverwalter sagte, derzeit könne er den Gläubigern«kaum Hoffnung auf Schadensbegrenzung machen». Nach Abschluss desVerfahrens in einigen Jahren sei allenfalls eine geringeInsolvenzquote zu erwarten. Die derzeit vorhandene Insolvenzmassereiche gerade aus, die Kosten des Verfahrens zu decken. Nach denbisherigen Erkenntnissen wurden lediglich 61 Prozent dereingeworbenen Gelder an die Anleihegläubiger zurückgezahlt.

Die Leipzig West AG hatte im Juni Insolvenz angemeldet.Verbraucherzentralen und das Deutsche Institut für Anlegerschutzhatten zuvor bereits mehrfach vor den Versprechungen desImmobilienunternehmens gewarnt. Die Leipzig West AG hatte mitZinsversprechen zwischen 5,5 und 7 Prozent ausInhaberschuldverschreibungen geworben.

Bei der Gläubigerversammlung wurde nach demSchuldverschreibungsgesetz von 1899 auch geprüft, ob sich dieAnleihegläubiger auf einen Vertreter verständigen können, um dasVerfahren zu vereinfachen. Es sei nicht zu einer solche Einigunggekommen, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Nun müsse jederGläubiger seine Ansprüche allein oder über Anwälte vertreten.

«Das ist eines der größten Verfahren dieser Art», sagte Gläubiger-Anwalt Jochen Resch. Der Berliner Jurist vertritt rund 2000 Anleger,die seinen Angaben zufolge ein Kapital von rund 36 Millionen Euroinvestiert haben. «In der Regel war die Anlage als Altersversorgunggedacht», schilderte Resch. Er sieht nur geringe Chancen, das Geldaufzuspüren. Gleichwohl versuche seine Kanzlei, die Spur des Geldeszu verfolgen.

Das Insolvenzverfahren über die Leipzig West AG war im Septemberbeim Amtsgericht Leipzig eröffnet worden. Der Fall gilt als einer dergrößten Finanzskandale in den neuen Bundesländern. DieStaatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitglieder der Führungsetage unddes Aufsichtsrats. Die Wohnungsbaugesellschaft Leipzig West AG istTeil eines Firmengeflechts. Im Zentrum steht als Hauptaktionär derNürnberger Immobiliemakler Hans-Jürgen Schlögel, der über seine J.S.Immobilienbeteiligungen zu 74 Prozent an dem Leipziger Unternehmenbeteiligt ist. Gegen ihn und einen früheren Vorstand wurde AnfangNovember Anklage wegen Insolvenzverschleppung und Betruges erhoben.