Kosmetik-Branche Kosmetik-Branche: Procter & Gamble kauft das Unternehmen Wella
Darmstadt/dpa. - Der Kampf um den Darmstädter Haarpflege-Spezialisten Wella ist entschieden. Künftig hat der US-Konsumgüterriese Procter & Gamble bei den Hessen das Sagen. Die Amerikaner übernehmen von den Familienaktionären 77,6 Prozent der stimmberechtigten Aktien, teilte der Vorstandsvorsitzende der Wella AG, Heiner Gürtler, am Dienstag mit. Dabei ging er deutlich auf Distanz zu dem Geschäft.
Den freien Aktionären wurde ebenfalls ein Angebot gemacht. Den Wert der Transaktion gab Gürtler mit 6,5 Milliarden Euro an. Darin sei die Übernahme von 1,1 Milliarden Euro Schulden enthalten. Die Übernahme muss noch von den Wettbewerbsbehörden der EU und der USA genehmigt werden. Die Wella-Eigner waren lange Zeit in Befürworter einer amerikanischen und einer «deutschen Lösung» mit dem Düsseldorfer Waschmittel- und Kosmetikkonzern Henkel gespalten.
Procter & Gamble erwartet von der Wella-Übernahme einen zusätzlichen jährlichen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro. Wella sei besonders stark in Europa, Procter & Gamble in den USA. «Dadurch ergeben sich für das Segment Haarpflege enorme Wachstumsmöglichkeiten bei Umsatz und Ertrag», stellte P&G-Konzernchef Alan Lafley in einer Mitteilung fest. «Die Geschäftsbereiche von P&G und Wella ergänzen sich hervorragend.»
Henkel will das Wella-Übernahmeangebot von Procter & Gamble nicht überbieten. «Henkel möchte nicht an einem Bieterwettbewerb um die Stimmrechte zu überhöhten Preisen teilnehmen», sagte ein Sprecher der Henkel KGaA in Düsseldorf. Henkel gehe davon aus, das beim Procter- Angebot für die Wella-Vorzugsaktien ein erheblicher finanzieller Verbesserungsbedarf bestehe. Ob Henkel seinen Anteil an Wella von 6,86 Prozent behalten wolle, ließ der Sprecher offen. Die Henkel- Aktien legten bis zum Nachmittag um knapp neun Prozent zu.
Laut Procter & Gamble soll die Übernahme bereits nach einem Jahr ergebnisneutral sein. Vom dritten Jahr an sei mit Synergien von mindestens 300 Millionen Euro zu rechnen. Langfristig solle die Profitabilität Wellas auf das Margenniveau des P&G-Kosmetikbereichs steigen.
«Aus der Sicht von Wella ist die bekannt gegebene Transaktion kein notwendiger Schritt», betonte Gürtler. Der Verkauf liege jedoch außerhalb seines Einflussbereichs. «Die Familie hat entschieden zu verkaufen - und das ist ihr gutes Recht.» Enttäuscht zeigte sich der Vorstandsvorsitzende auch über den Kaufpreis. Das Unternehmen sei höher zu bewerten.
Wella hat nach Angaben von Gürtler im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro eine Steigerung von 6,4 Prozent erreicht. Damit liege es voll im Plan der bis zum Jahr 2005 definierten Wachstumsziele. «Diese Strategie könnten wir aus eigenen Kräften umsetzen.»
Für die Zukunft geht Gürtler davon aus, dass die Wella-Zentrale Darmstadt zum «weltweiten Zentrum im Friseurgeschäft» ausgebaut wird, da Procter & Gamble in diesem Bereich bislang nur eine Nebenrolle spiele. Außerdem habe die Tochter «Cosmopolitan Cosmetics GmbH» in Köln, in der die Duft- und Kosmetikaktivitäten von Wella zusammen gefasst sind, gute Chancen, eine führende Position im neuen Konzern zu übernehmen.
Die Wella-Stammaktie schoss bis zum Nachmittag um 20,13 Prozent auf 90,70 Euro in die Höhe, die im MDAX notierten Vorzugsaktien verteuerten sich um 3,50 Prozent auf 63,50 Euro. Procter & Gamble bietet den freien Aktionären pro Stammaktie 92,25 Euro und 61,50 Euro je Vorzugsaktie. Das Unternehmen hält sich aber auch die Möglichkeit offen, die Wella-Vorzugstitel wahlweise in US-Aktien von Procter & Gamble zu tauschen.