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Konjunktur Konjunktur: Wirtschaft wächst 2008 langsamer

Von Marion Trimborn 18.12.2007, 17:42

Frankfurt/Main/dpa. - Knapp zwei Prozentkönnten am Ende übrig bleiben - das wäre aber immer noch mehr als inden Jahren zwischen 2001 und 2005. Eine Handvoll Risiken bedrohen dieKonjunktur. In den USA bremsen die Folgen der Immobilienkrise dieWirtschaft aus. Die jüngste Milliarden-Abschreibung der SchweizerGroßbank UBS zeigt, dass die Turbulenzen an den Kredit- undFinanzmärkten weltweit nicht ausgestanden sind. Ölpreis und Eurobewegen sich auf Rekordniveau und die Verbraucher geben wegen derhohen Inflation weniger aus. Doch Volkswirte weisenKrisenprophezeiungen und Schwarzmalerei zurück.

   «Die Konjunktur kühlt sich auf hohem Niveau allmählich ab» sagtder Präsident des Münchener ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn. DerTrend weist nur leicht nach unten: 2006 wuchs die Wirtschaft mit 2,9Prozent so stark wie seit sechs Jahren nicht mehr. 2007 bremste dieMehrwertsteuer den Zuwachs auf rund 2,5 Prozent und 2008 sollen etwa2,0 Prozent herauskommen. Den erwarteten Einbruch der Konjunktur inden USA infolge der Immobilien- und Finanzkrise sowie den Höhenflugdes Euro wird auch die Wirtschaft in Europa zu spüren bekommen.

   Ängste vor einem Absturz der Konjunktur zerstreuen die Volkswirtejedoch. «Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einemsoliden Aufschwung», stellt die Deutsche Bundesbank fest. DieAuftragslage in der Industrie sei gut und die Unternehmen hättendicke Gewinnpolster angelegt. Der Export werde trotz der Euro-Stärkeweiter gut laufen. Die bessere Wettbewerbssituation der deutschenUnternehmen innerhalb der Euro-Zone verhindere einen stärkerenWachstumseinbruch.

Achillesferse des Aufschwungs bleibt 2008 der Konsum, der zweiDrittel des Wachstums ausmacht. Nachdem die Verbraucher dieMehrwertsteuererhöhung vom Jahresbeginn verdaut haben, zeigen diePrognosen für den privaten Verbrauch nach oben. «Der deutscheKonsument wird nach langer Kaufzurückhaltung 2008 erstmals wieder fürWachstumsimpulse sorgen», schreibt Stefan Mütze von der LandesbankHessen-Thüringen (Helaba). Basis dafür sei die positive Entwicklungam Arbeitsmarkt.

Allerdings ist die Geldentwertung ein Bremsklotz für den Konsum.Die Inflation in Deutschland liegt derzeit mit 3,1 Prozent so hochwie seit 14 Jahren nicht mehr. Bereits ab einem Wert von zwei Prozentsieht die Europäische Zentralbank (EZB) auf Dauer die Stabilität desPreisniveaus verletzt. Die EZB rechnet 2008 im Euro-Raum mit einerInflationsrate von 2,5 Prozent, also deutlich über der magischenGrenze. «Wir haben einen Buckel vor uns, der sich wieder abflachenwird», sagt Notenbank-Präsident Jean-Claude Trichet. Die Inflationwerde sinken, weil Sondereffekte die Preise treiben.

In diesem Jahr war in Deutschland die Erhöhung der Mehrwertsteuerfür knapp einen Prozentpunkt der Rate verantwortlich. Nach Schätzungvon Volkswirten geht ein weiterer Punkt auf den starkenÖlpreisanstieg und die kräftige Teuerung bei Nahrungsmitteln zurück.Doch jenseits dieser Effekte scheint der Inflationsdruck gering zusein: der Einzelhandel habe massive Probleme, die höhereMehrwertsteuer voll an den Verbraucher weiterzugeben. «Bislang warenauch die Lohnabschlüsse moderat und es ist keine Preisspirale zusehen», sagt Trichet.

   Positiv werten Volkswirte, dass die Konjunktur nicht mehr nur vomAusland getragen wird, sondern auch vom Inland. Konsum undInvestitionen haben 2007 für Wachstum gesorgt. Doch die Firmen werdenim nächsten Jahr wohl weniger investieren, weil sie ihrenErsatzbedarf weitgehend gedeckt haben und mit dem Auslaufensteuerlicher Vorteile zum Jahresende 2007 Investitionen nicht mehr sointeressant sind.

Wegen der Finanzmarktturbulenzen rechnet die Bundesbank zwar imkommenden Jahr mit einer Abschwächung der weltwirtschaftlichenDynamik. Doch die Notenbanker geben Entwarnung: Diese Entwicklungtreffe Deutschland zu einem Zeitpunkt, in dem sich die heimischeWirtschaft «in einer recht robusten Verfassung» befinde.