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Konjunktur Konjunktur: Rückgang der März-Arbeitslosigkeit erreicht Rekordniveau

29.03.2007, 08:18
Arbeitslosenzahlen März 2007 (Grafik: dpa)
Arbeitslosenzahlen März 2007 (Grafik: dpa) dpa

Nürnberg/Berlin/dpa. - Mit4 108 000 habe die Zahl der Erwerbslosen um 869 000 niedriger gelegenals noch vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) amDonnerstag in Nürnberg mit. Im Vergleich zum Februar verringerte sichdie Zahl der Arbeitslosen um 114 000 auf den niedrigsten März-Wertseit sechs Jahren. Die Arbeitslosenquote sank mit 9,8 Prozent unterdie Zehn-Prozent-Grenze; sie ging um 0,3 Punkte zurück. Vor einemJahr hatte sie noch bei 12,0 Prozent gelegen.

Die selbst für Experten überraschend starke Frühjahrsbelebungstärkte zugleich die Hoffnung auf einen länger anhaltendenArbeitsmarktaufschwung. «Die überdurchschnittliche Abnahme im Märzist Beleg für die ungebrochene Wirkung der konjunkturellen Belebungdes Arbeitsmarktes», kommentierte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weisedie jüngsten Daten.

«Die Entwicklung ist stabil gut», betonte BundesarbeitsministerFranz Müntefering (SPD) in Berlin. Dieser Schwung müsse weitergenutzt werden; das Erreichte sei «noch nicht gut genug». Er sehe dieChance, dass Deutschland «konjunkturell und strukturell in eine langwährende Positiv-Spirale von Prosperität und Beschäftigung» kommenkönne. Das bedeute dann auch: «Konsolidierung der öffentlichenHaushalte und Stabilität der Sozialsysteme.»Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte, es komme nundarauf an, gerade für die kleinen und mittleren Unternehmen dieRahmenbedingungen weiter zu verbessern.

Als Gründe für die anhaltend gute Entwicklung führte BA-Chef Weiseneben dem wachsenden Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft und der«zunehmend professionellen Betreuung von Langzeitarbeitslosen» in denJobcentern auch die dämpfende Wirkung des so genanntenSaisonkurzarbeitergeldes an. Dieses neue Instrument sei seit Dezember2006 in rund 200 000 Fällen angewandt worden.

Nach Weises Darstellung haben aber auch im MärzLangzeitarbeitslose kaum vom aktuellen Arbeitsmarktaufschwungprofitiert. Die Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfänger habe sichlediglich um 14 000 verringert, die der Arbeitslosengeld-I-Empfängerdagegen um 100 000. «Die Schlange am Arbeitsmarkt baut sich von vorneab», sagte Weise. So habe sich die Zahl der arbeitssuchendenIngenieure im Unterschied zu gering qualifizierten Jobsuchern seitvergangenem Jahr halbiert.

Im Zusammenhang mit der aktuellen Kombilohn-Debatte zeigte sichdie Bundesagentur besorgt über die wachsende Zahl von Beschäftigten,die auf staatliche Hilfe angewiesen seien. Im August 2006 hätten rundeine Million Erwerbstätige Arbeitslosengeld II bezogen, weil ihreLöhne und Gehälter unterhalb des Existenzminimums lägen, berichteteBA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Davon seien 573 000 einersozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen; dies warendoppelt so viele wie bei der Einführung des Arbeitslosengeldes II imJanuar 2005, unterstrich der BA-Manager.

Als erfreulich wertete es BA-Chef Weise, dass mit derArbeitsmarktbelebung immer mehr Unternehmen reguläre Stellenschafften. So entfielen inzwischen 60 Prozent der im vergangenen Jahrneu entstandenen 624 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzeauf Vollzeitstellen, berichtete er. Der Anteil der vonZeitarbeitsunternehmen geschaffenen Jobs daran liege inzwischen nurnoch bei 25 Prozent. «Zu Beginn des Aufschwungs hatte dieser Anteilnoch bei 75 Prozent gelegen. Nach anfänglichem Zögern stellen dieUnternehmen voll ein», sagte Weise.

Nach BA-Hochrechnungen gab es im Januar 26,46 MillionenBeschäftigte mit Sozialversicherungspflicht. Zählt man auch nochgeringfügige Beschäftigungen hinzu, gab es im Januar 38,96 MillionenStellen - 571 000 mehr als im Vorjahr und 26 000 mehr als im Dezember2006. Die saisonbereinigte Erwerbslosenzahl, das Spiegelbild derkonjunkturellen Entwicklung am Arbeitsmarkt, sank im März bundesweitum 65 000 auf 3,832 Millionen.

Ungleich skeptischer bewertete derweil die Berliner Opposition diejüngste Arbeitsmarktentwicklung. So verwies die Bundestagsfraktionder Linkspartei auf die weiter steigende Sockelarbeitslosigkeit.«4,107 Millionen Arbeitslose sind und bleiben ein Skandal»,unterstrich Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. Derstellvertretende FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderlewarnte die Koalition erneut vor der Einführung von Mindestlöhnen.«Schwarz-Rot darf den immer noch vier Millionen Arbeitssuchendenjetzt keine faulen Eier in den Osterkorb legen.» Die Grünen imBundestag bedauerten, dass die gute Arbeitsmarktlage noch nicht aufdem Lehrstellenmarkt angekommen sei.