Konjunktur Konjunktur: Maschinenbau weiter unter Volldampf
Frankfurt/Main/dpa. - Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau steht weiter unter Volldampf. Selbst die Schwäche der US-Konjunktur hat die optimistischen Erwartungen der Branche für 2001 nicht getrübt. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) geht immer noch davon aus, im laufenden Jahr ein reales Wachstum von 5 Prozent erreichen zu können. 2000 war bereits ein Plus von 6 bis 7 Prozent möglich.
Zur positiven Grundstimmung im drittgrößten deutschen Industriezweig trägt vor allem der ungebrochen gute Auftragseingang zum Jahresbeginn bei. Im Januar lagen die Bestellungen um real 11 Prozent über dem Vorjahresniveau. Während aus dem Inland nur 2 Prozent höhere Orders hereinkamen, zogen die Aufträge aus dem Ausland um 17 Prozent an, teilte der VDMA am Freitag in Frankfurt mit. Auch im Dreimonatsvergleich, der weniger von kurzfristigen Schwankungen beeinflusst wird, ergibt sich ein positives Bild. Im Zeitraum November bis Januar konnten 14 Prozent mehr Aufträge verbucht werden. Die Inlandsbestellungen verbesserten sich um 2 Prozent, die Auslandsorders um 23 Prozent.
Der starke Rückenwind im Exportgeschäft auf Grund des schwachen Euros dürfte 2001 mit Kursen von mehr als 0,90 Dollar allerdings nicht mehr so deutlich ausfallen. Dafür kommt der einheitliche Währungsraum in der Eurozone Deutschlands Schlüsselindustrie zugute. Im Gegensatz zu früheren Jahren spielen in Euroland stark schwankende Devisenkurse seit zwei Jahren keine Rolle mehr.
Immerhin werden 45 Prozent der deutschen Maschinen-Exporte in Westeuropa abgesetzt. Dagegen gehen nur 12 Prozent der Ausfuhren in die USA. Wegen der robusten Konjunktur in Europa setzen die Maschinenbauer auch zunehmend auf die Kunden in Osteuropa. «Das ist ein ausgesprochen rasant wachsender Markt und damit sehr interessant», urteilt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.
Angesichts der vollen Auftragsbücher und einer hohen Auslastung der Fertigungskapazitäten liegen die Engpässe derzeit beim Personal. «Wir könnten mehr einstellen, bekommen aber keine qualifizierten Fachkräfte», lautet das aktuelle Klagelied in weiten Teilen der Branche.
Außergewöhnlich günstig ist die Lage in der Paradesparte des deutschen Maschinenbaus. Der Werkzeugmaschinenbau - technisch führend und hoch spezialisiert auf Präzisionsmaschinen - kann sich vor den Bestellungen der in- und ausländischen Kundschaft kaum noch retten. Die Werkzeugmaschinen-Industrie konnte 2000 die Bestellungen um 37 Prozent auf den Spitzenwert von 21,3 Milliarden DM steigern. Auch für 2001 zeichne sich kein nennenswerter Rückgang der hohen Drehzahl ab, berichtete der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW). Für eine hohe Auslastung der Fabriken und ein voraussichtliches Produktionsplus von 8 Prozent im laufenden Jahr sorgt allein schon der hohe Auftragsberg mit einer Reichweite von mehr als acht Monaten.
Der Höhenflug wird auch nicht von der konjunkturellen Abkühlung in den USA gebremst, auf die vor allem die dortige Autoindustrie mit Massenentlassungen und Fabrikschließungen reagiert. Die Ursache der Krise verhilft dem deutschen Werkzeugmaschinenbau sogar zu weiteren Aufträgen. «Die US-Automobilindustrie muss strategische Investitionen vornehmen, um qualitativ das Niveau europäischer und japanischer Produzenten zu erreichen und die richtige Modellpalette zu realisieren», argumentiert der VDW selbstbewusst.