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Konjunktur Konjunktur: Marktforschung ist auch für kleine Unternehmen wichtig

Von Michael Graeme 09.06.2004, 06:46

Leipzig/dpa. - Marktforschung ist nach Ansicht des LeipzigerSoziologen Harald Schmidt auch für kleine und mittlere Unternehmenein Erfolgsinstrument. «Handwerksbetriebe, Geschäfte, Firmen mit biszu 100 Mitarbeitern brauchen sie besonders nötig», sagt der Chef desLeipziger Instituts für empirische Forschung (LEIF). «Die Partnerkommen immer erst zu uns, wenn es ihnen nicht gut geht. Das istfalsch.»

So arbeitet der Landesverband Kinder- und JugenderholungszentrenSachsen (KiEZ) seit etlichen Jahren mit dem Leipziger Institutzusammen. Der Verband mit Sitz in Schneeberg bietet in seinen sechsEinrichtungen 2200 Plätze für Schulfahrten, Ferienlager undTrainingslager, sagt Leiter Hardy Spitzner. Rund 90 000 Schülerjährlich werden betreut.

Um das Angebot an den Interessen der Kinder und Jugendlichenauszurichten, entstand im Jahre 2000 auf der Basis einer Umfrage dieerste Schülerreise-Studie. Eltern, Lehrer und Schüler wurden befragt.Spitzner macht an der Studie, die weitergeführt wird, einen Teil desErfolgs fest: Obgleich die Schülerzahl zwischen 1991 und 2006 um mehrals die Hälfte sinkt, bleibt die Zahl der Gäste in denErholungszentren etwa gleich.

«Marktforschung für die Kleinen ist ein relativ neues Gebiet füruns», sagt Schmidt. «Wir haben vor etwa zwei Jahren entdeckt, dass imWesentlichen nur große Unternehmen und Institute systematischMarktforschung betreiben, kleine aber davon nur selten Gebrauchmachen.»

Als aktuelles Beispiel nennt Schmidt eine Apotheke, die erst fünfJahre an ihrem Standort ist. LEIF ermittelte für sie Kunden- undPatientenströme nach soziologischen Merkmalen. Dabei wurde derEinzugsbereich nach kleinen Gebieten oder straßenweise untersucht.Schmidt: «Mit relativ geringem Aufwand fanden wir heraus, dass mehrals zwei Drittel der potenziellen Kunden oder Patienten älter als 60Jahre sind. Die Apotheke wandte sich daraufhin dieser Altersgruppeverstärkt zu. Zuvor war sie davon ausgegangen, dass dieAltersstruktur ausgeglichen ist.

LEIF gehört selbst zu den sehr kleinen Instituten. Je nachAuftragsumfang wird mit freiberuflichen Interviewernzusammengearbeitet. Abrechnungen und Statistik sind ebenfallsausgelagert. Jährlich sind es zwei bis drei große Erhebungen. Dazugehört das Reisebarometer, mit dem jeweils im Herbst ersteTrendaussagen über das Reisen ermittelt werden.

Klaus Frank von der TMS Telemarketing Service GmbH, Veranstalterder Messe Touristik & Caravaning in Leipzig, hält die Aussagen vonLEIF über die jeweils abgelaufene Saison und die ersten Voraussagenfür exakt. «Wir verfolgen seit mehr als einem Jahrzehnt dieZuverlässigkeit der Zahlen anhand der Umfragen, die andere Instituteein knappes halbes Jahr später bei der Internationalen Tourismus-Börse ITB in Berlin vorlegen. LEIF eilt dabei dem Trend voraus.»

Die Auftragsbücher von Schmidts Institut sind voll. Rund 100Themen im Jahr tragen den Charakter von Expertisen. Mehr als 60Prozent der Aufträge erhält LEIF aus dem Ausland. Schmidt: «DieArbeit umfasst ganz Europa von Island bis Italien.»