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Konjunktur Konjunktur: Es knirscht im Holzgeschäft

Von STEFFEN HÖHNE 08.10.2009, 17:47

HALLE/MZ. - "Rund 15 Millionen Euro haben wir noch einmal investiert", sagt Geschäftsführer Horst Mosler. Mit der Produktion von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen hat der Mittelständler in den vergangenen Jahren stets ein zweistelliges Wachstum erreicht. "Holz als Dämmstoff spart nicht nur Energie, sondern sorgt im Sommer auch für Kühlung", nennt Mosler die Vorzüge. Das Nischenprodukt wird bei Bauherren immer beliebter.

Eine gute Unternehmensnachricht aus einer in diesem Jahr arg gebeutelten Holzwirtschaft. Denn Papierindustrie, Sägewerke und Möbel-Hersteller haben mit herben Einbußen zu kämpfen. Die Holzwirtschaft ist mit einem Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro im Jahr 2008 und 18 000 Beschäftigten ein bedeutender Wirtschaftszweig im Land.

Vor allem die Papier- und Zellstoffindustrie, die seit 1999 stetig gewachsen ist, muss erstmals Rückgänge hinnehmen. "Die Produktion ist im ersten Halbjahr um über zehn Prozent gesunken", sagt Volker Barth, Vorstandschef des Verbandes Ostdeutscher Papierfabriken. Viele Unternehmen hätten ihre Produktion gedrosselt und Kurzarbeit angemeldet. Europas modernste Zellstofffabrik in Arneburg bei Stendal ist bisher jedoch ohne größere Blessuren durch die Krise gekommen. "Wir hatten zu Jahresanfang einen starken Einbruch, doch die Nachfrage hat sich erholt", sagt die Sprecherin der Zellstoff Stendal GmbH, Sabine Höding. Auf die Stilllegung von Anlagen konnte verzichtet werden. Die Papierbranche hatte schon in den vergangenen Jahren unter Überkapazitäten gelitten. Durch das Wegbrechen wichtiger Exportmärkte in Osteuropa verschärfte sich die Lage. "Bisher ist jedoch in Ostdeutschland keiner der großen Hersteller umgefallen", sagt Barth.

Auch die zehn Sägewerke in Sachsen-Anhalt bekommen den Abschwung zu spüren. "Der Verkauf von Holz in die USA ist komplett zusammengebrochen", sagt Norbert Burkart vom Verband der deutschen Säge- und Holzindustrie. Daher werde der deutsche Holzexport 2009 wohl um etwa 17 Prozent zurückgehen. Dies trifft vor allem die großen Produzenten. Auf MZ-Anfrage wollte sich Ante-Holz aus Rottleberode (Landkreis Mansfeld-Südharz) zur Lage nicht äußern. Der kleine Mittelständler Frommherz aus Krina (Anhalt-Bitterfeld) spricht von Rückgängen Anfang 2009 von bis zu 60 Prozent. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt der Chef des Sägewerkes, Bernd Frommherz. Inzwischen habe sich die Situation gebessert. Wie dramatisch die Lage teilweise ist, zeigte zuletzt die Ikea-Tochter Swedwood in Gardelegen (Altmarkkreis Salzwedel). Das Werk mit knapp 180 Beschäftigten wurde vor kurzem geschlossen. Der Grund: Auftragsrückgang. Vor allem aus Nordamerika blieben die Orders für das seit 27 Jahren für Ikea produzierende Werk aus.

Die Entwicklung bei den Verarbeitern schlägt sich nach Worten von Franz Prinz zu Salm-Salm, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes für Sachsen-Anhalt, auch in niedrigeren Preisen für Holz nieder. Der Raummeter Industrieholz koste etwa 20 Euro, im vergangenen Jahr waren es noch 30 Euro. "Wir kommen von einem sehr hohen Niveau", räumt Salm-Salm ein. Viele Waldbesitzer halten sich dennoch mit dem Verkauf von Holz zurück. Dadurch entsteht eine fast paradoxe Situation: Obwohl die Geschäfte der Sägewerke schlecht laufen, haben einige Probleme, günstig Holz einzukaufen.