Kommentar Kommentar: Die PDS erlebt den Abschied von Phantasia
Aber das ist eben "nur" Parteipolitik. AlsWirtschaftssenator hätte Gysi nun Realpolitikfür die Menschen machen müssen. Und hier zeigtsich, dass die sozialistische Theorie daseine und die marktwirtschaftliche Praxis -etwa die Ansiedlung von Firmen zur Schaffungvon Arbeitsplätzen - das andere ist. Nebeneinem amüsanten Talk mit dem charmanten Gysizählen für Unternehmer Fakten. Und die sehenim Berliner Schuldenreich bekanntlich ziemlichdüster aus. Einen finanziellen Spielraum zumvernünftigen Wirtschaften gibt es kaum. DieserUmstand ist freilich nicht das Ergebnis sozialistischerMisswirtschaft, sondern christ- und sozialdemokratischerFilzpolitik über Jahrzehnte hinweg. Aber vielleichtist dem Kurzzeit-Senator ja ein Licht aufgegangen:Dass man mit Reden von sozialer Gerechtigkeitkeine Arbeitsplätze herbeizaubern und im Pleite-Sumpfkeine großen Sprünge machen kann. Gepaartmit der Medien-Schlacht um Bonusmeilen ergäbedas einen nachvollziehbaren Rücktrittsgrund.Die PDS, die den Kampf gegen die Schattender SED-Vergangenheit überlebt hat, erlebtmit Gysis Rückzug nun einen Abschied vom sozialistischenPhantasia.
Dass Gysi in den eigenen Reihen nun als Fahnenflüchtlinggilt, wird ihn wenig stören. Er hat sich nieals Partei-Soldat verstanden. Gysi ist autonom.Die PDS aber braucht Gysi. Denn auch ohneParteifunktionen wirkte der brillante Rednerfür seine Partei. Besonders als Gast in Talkrunden,die in der Medien-Demokratie vielleicht mehrmeinungsbildende Kraft entfalten als die Lektürevon Parteiprogrammen, kam Gysi stets sympathischrüber. Davon profitierte auch die PDS.
Diese Wirkung fehlt nun. Einen Ersatz fürdie Medien-Gestalt Gysi haben die Genossennicht. <$7>Medienwirksame Persönlichkeitenwie der Europa-Abgeordnete und QuerdenkerAndre Brie sitzen fern ab vom Schuss. Daswiegt umso schwerer, da sich die politischeKonkurrenz wie die Union von kontraproduktivenRote-Socken-Kampagnen auf eine Strategie desSchweigens gegenüber der PDS verlegt hat.Im Osten sehen sich die Genossen noch voreinem anderen Problem: Die Zeit, da sich diePDS mehr als alle anderen Parteien auf ihreStammwähler verlassen kann, geht zu Ende.Das hat der Verlust von 60000 Stimmen beider Sachsen-Anhalt-Wahl gezeigt. SchwindendeMobilisierungskraft, fehlende Zugpferde undBonusmeilen-Geschichten sind eine Mischung,die der PDS den Wiedereinzug in den Bundestagkosten könnte.