Kommentar Kommentar: Am Salzsee wuchsen die Bäume in den Himmel
Salt Lake City/MZ. - Nach dem Dämpfer bei den Sommerspielen 2000in Sydney mit Platz fünf noch hinter Chinapräsentierte sich der Spitzensport Deutschlandsin einem anderen Gewand. Was machen sie besser,die in allen Entscheidungen mit Medaillendekorierten Biathleten, Bobfahrer, Eisschnellläuferinnen,Kombinierer, Rodler sowie die Skilangläuferund Springer?
Da bestach der von fast von allen Mannschafts-Teilenvorgelebte Anspruch, um Medaillen und nichtum irgendwelche vorderen Platzierungen zukämpfen. Wie befremdend klang dagegen in Sydneydie Genügsamkeit mancher Sportler und Funktionäre,die sich schon mit dem Erreichen eines Finaleszufrieden zeigten.
Auffallend viele deutsche Winterathleten konntendie Vorteile großzügiger Förderung als Profisin der Bundeswehr und beim Grenzschutz inMedaillen ummünzen. Das überschaubare Systeman Wintersport-Stützpunkten in Bayern, Baden-Württemberg,Sachsen und Thüringen steht für effektiveAusbeute. Etwas neidvoll blickte die Konkurrenzauf die sichtbaren deutsche Vorteile bei Materialund Technik.
Die Bäume wuchsen am Großen Salzsee in denHimmel, weil junge Athleten wie Andrea Henkel,Stephan Hocke, Andre Lange oder Evi Sachenbacherund Routiniers wie Claudia Pechstein, GeorgHackl, Christoph Langen und Frank Luck sichperfekt ergänzten. Dennoch war nicht allesGold, was glänzte. Enttäuschend das Abschneidender Alpinen-Rennläufer. Depremierend gar derZustand im Eiskunstlaufen. Nachdenklich stimmenddas Debakel der Snowboarder. Ist Deutschlanddabei, neue Entwicklungen zu verschlafen?
Und insgesamt? Wenn es einen bitteren Beigeschmackgegeben hat, dann haben ihn die Spiele selbstgeliefert. Der erst am Sonntag von den Fahndernbelegte Dopingverdacht gegenüber dem frischgekürten Langlauf-"König" Johann Mühlegg,der Skandal im Eiskunstlaufen der Paare, dieBoykott-Androhungen der Russen nach der Sperreihrer Langläuferin Larissa Lazutina und derSüdkoreaner wegen der Benachteiligung in einerShorttrack-Entscheidung warfen Schatten aufdie Winterspiele. Doch sie können das vielePositive nicht verdrängen: Die Spiele im StaateUtah waren eine glanzvolle Veranstaltung.Der nicht selten angestellte Vergleich mitdem Wintermärchen 1994 in Lillehammer istnicht aus der Luft gegriffen. Die mit denTagen schwindende Angst vor angekündigtenTerroranschlägen wich einer fröhlich Stimmungmit freilich sehr patriotisch gestimmten Amerikanern.Turin 2006 wird sich strecken müssen, um andieses Niveau heranzukommen.