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Klimaforscher Klimaforscher: Keine Opfer aber anderer Lebensstil

04.05.2007, 14:06

Bangkok/dpa. - «Es geht hier nicht um Opfer, die die Menschen bringen müssen, sondern um Änderungen des Lebensstils», sagte er nach Vorlage des 3. Teils des Weltklimaberichts. «Wenn wir so weitermachen wie bisher, kommen wir in Teufels Küche». Im Hinblick auf die Entwicklungsländer meinte Davidson: «Man kann die Einkommen der Menschen steigern und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen reduzieren.»

Zu den Änderungen des Lebensstils schlagen die Wissenschaftler zum Beispiel vor, mehr Rad zu fahren und zu laufen, statt das Auto zu benutzen. «Wir haben in unserer Sitzung hier irgendwann die Temperatur der Klimaanlage heraufgesetzt, weil es uns zu kalt war», sagte der zweite Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Bert Metz. «Damit haben wir einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet und es angenehmer gehabt.»

Nach der Analyse der Wissenschaftler sind die Kosten, um den Klimawandel aufzuhalten, überschaubar. «Im ehrgeizigsten Szenario würden das Weltwirtschaftswachstum bis 2030 im Jahr höchstens 0,12 Prozentpunkte niedriger liegen», sagte Metz. Es gebe weitere Vorteile ambitionierter Klimaschutzziele: weniger Krankheiten auf Grund geringerer Luftverschmutzung und höhere Energiesicherheit, wenn die Länder unabhängiger von Importen wie Öl oder Kohle seien.

Um die Erderwärmung im beherrschbaren Bereich von 2 bis 2,4 Grad Celsius zu halten, muss die Treibhausgaskonzentration nach den Berechnungen der Wissenschaftler auf 445 bis 490 ppm (Teile pro Millione Teile) begrenzt werden. Dazu muss eine Stabilisierung des Ausstoßes schon 2015 erreicht werden. Bis 2050 müsste der Ausstoß im Vergleich zu heute um 50 bis 80 Prozent gesenkt werden. «Um das zu erreichen, ist eine riesige Anstrengung erforderlich», sage Metz.

Die Wissenschaftler betonten mehrfach, dass die Arbeitsgruppe keine Empfehlungen abgibt und die Klimaschutz-Optionen in dem Bericht nicht danach bewertet sind, welche besonders wünschenswert sind. So sei die Atomenergie erwähnt, weil sie als Alternative zur Produktion von Strom aus Kohle keine Treibhausgase produziere. Jede Regierung müsse entscheiden, ob sie die Option wählen wolle oder nicht. In dem 35-seitigen Dokument, das am Freitag veröffentlicht wurde, wird auch ganz kurz auf die Sicherheitsrisiken hingewiesen.

Die Wissenschaftler haben für den Klimabericht unter anderem das wirtschaftliche Potenzial von verschiedenen Klimarichtlinien untersucht. «Wenn eine Tonne Treibhausgas zwischen 20 und 50 Dollar (15 bis 37 Euro) kosten würde, werden viele Investitionen (in Technologien mit weniger Treibhausgasausstoß) bereits attraktiv», sagte Metz. Der Preis richtet sich nach dem Markt. Je ambitionierter die Politikvorgaben sind und je höher die Auflagen zur Reduzierung der Treibhausgase, desto höher der Preis.

Im europäischen Handel mit CO2-Zertifikaten liegt der Preis nach Angaben der Umweltstiftung WWF zur Zeit bei rund einem Euro pro Tonne. Untern anderem seien der Industrie zu viele Zertifikate zugeteilt worden, sagte Klimaexperte Stephan Singer. Ab Anfang nächsten Jahres soll der Preis mit den neuen Zertifikaten auf etwa 20 Euro steigen. «Ohne Marktkräfte, die den Treibhausgaspreis bestimmen, wird man die erwünschte Reduktion im Treibhausgasausstoß kaum erreichen», sagte der Vorsitzende des Weltklimarates, Rajendra Pachauri.