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Klemme AG Klemme AG: Erhitzte Gemüter beim Tiefkühlbäcker in Eisleben

Von Wolfram Bahn und Frank Zimnol 03.02.2004, 17:32
An einer Backstraße für so genannte "Berliner" (Pfannkuchen) überwacht am Dienstag (15.04.2003) ein Mitarbeiter des Backwarenherstellers Klemme AG in Lutherstadt Eisleben (Landkreis Mansfelder Land) den Produktionsprozess. (Foto: dpa)
An einer Backstraße für so genannte "Berliner" (Pfannkuchen) überwacht am Dienstag (15.04.2003) ein Mitarbeiter des Backwarenherstellers Klemme AG in Lutherstadt Eisleben (Landkreis Mansfelder Land) den Produktionsprozess. (Foto: dpa) ZB

Eisleben/MZ. - Die Investitionspläneder Klemme AG in Eisleben (Mansfelder Land)haben einen herben Dämpfer erhalten. Der Herstellervon Tiefkühlbackwaren beabsichtigt, in derLutherstadt ein neues Werk zu errichten. DasLand will das Vorhaben nicht fördern. Daserhitzt im Management mächtig die Gemüter.

Das Unternehmen erwägt nun, die neue, 30 MillionenEuro teure Produktionsanlage in Thüringenoder Sachsen anzusiedeln. "Uns bleibt nichtsanderes übrig, wir müssen wirtschaftlich denken",sagte Frank Küntzle, der 33-jährige Finanzvorstandder Klemme AG. Nicht nur die Firma, auch dieStadtväter von Eisleben und der Landkreishatten versucht, das Wirtschaftsministeriumin Magdeburg zum Einlenken zu bewegen. Dochdas Ressort von Minister Horst Rehberger (FDP)macht keinen Rückzieher. "Wir haben dem Unternehmenschon genügend Geld gegeben, nun muss es auchmal was aus eigener Tasche bezahlen", verteidigteein Sprecher die Vorgehensweise. Er beriefsich dabei auf veränderte Richtlinien desMinisteriums, nach denen Backwarenbetriebekünftig von der Förderung in Sachsen-Anhaltausgenommen sind. Es gelte, das Augenmerkauf neue Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbelenken, hieß es.

Auch aus dem Finanzministerium darf FirmenchefHelmut Klemme keine Hilfe erwarten. MinisterKarl-Heinz Paqué hat angekündigt, alle Investitionenauf den Prüfstand stellen zu wollen. DieserBereich sei der einzige, in dem es noch größereSparpotenziale gebe, meint der FDP-Politiker.Eine Sichtweise, die in der Industrie- undHandelskammer Halle-Dessau als "äußerst fragwürdig"betrachtet wird. Hauptgeschäftsführer PeterHeimann hatte erst kürzlich kritisiert, dassdie Landesregierung den Katalog förderfähigerBranchen ausdünnen will. Heimann warnte indiesem Zusammenhang nachdrücklich davor, ganzeBereiche - darunter auch das Ernährungsgewerbe- von der Investitionsförderung auszuschließen.Er hält es für sinnvoller, die Förderquoteninsgesamt, auf alle Branchen verteilt, abzusenken.

Dass die Klemme AG mit dem neuen Werk auch100 bis 120 Arbeitsplätze in der wirtschaftlicharg gebeutelten Region des Mansfelder Landesschaffen will, fällt bei der Landesregierungoffenbar nicht ins Gewicht. "Wir bedauerndas, denn wir wollten uns weiter in der Regionengagieren", so Küntzle. Eisleben habe nochgenügend freie Flächen zur Verfügung. Auchkönne man an diesem bewährten Standort aufgenügend hochmotiviertes Personal zurück greifen.

Nach seinen Angaben würde man jedoch in anderenBundesländern eine Förderquote bis zu 35 Prozentbekommen. Das macht bei diesem Vorhaben siebenbis acht Millionen Euro aus, "eine Summe,die natürlich ins Kontor schlägt." Das wirdKlemme nach Lage der Dinge wohl dazu bewegen,sein neues Werk woanders zu errichten. Überdie Autobahn 38 sei man schnell in den angrenzendenBundesländern, so dass Zulieferungen aus demgerade fertig gestellten Hochregal-Lager inEisleben nicht das Problem sein werden, wieKüntzle andeutete.