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Klebstoffe treiben Henkel-Gewinn

07.11.2007, 14:19

Düsseldorf/München/dpa. - Henkel geht mit einem Gewinnschub die größte Übernahme in seiner mehr als 130-jährigen Firmengeschichte an. Im dritten Quartal 2007 stieg der Überschuss zweistellig um 12,9 Prozent auf 245 Millionen Euro, wie die Henkel KGaA am Mittwoch mitteilte.

Stärkster Gewinntreiber war die Klebstoffe-Sparte um Pritt, Pattex und Loctite, die Henkel mit einem milliardenschweren Zukauf im Ausland ausbauen will. Der Düsseldorfer Konzern sieht sich schon jetzt als Weltmarktführer bei Klebstoffen. Der Quartalsumsatz stieg um drei Prozent auf fast 3,36 Milliarden Euro.

Die Quartalszahlen und eine angehobene Umsatzprognose kamen an der Börse gut an. Die Vorzugsaktie war am Mittwochvormittag größte Gewinner im Aktienindex DAX. Sie stieg in der Spitze um mehr als 4,5 Prozent auf 37,10 Euro.

Konzernchef Ulrich Lehner bezeichnete den geplanten Kauf der britischen ICI-Klebstoffe als «eine einzigartige Gelegenheit», Henkel strategisch zu stärken. Der Zukauf könnte voraussichtlich im zweiten Quartal 2008 erfolgen nach der Übernahme von ICI durch Akzo Nobel, sagte Lehner in München. Dort gab Henkel Einblicke in seine Klebstoff-Forschung.

Der Düsseldorfer Konzern will ICI-Klebstoffe mit einem Gesamtumsatz von umgerechnet mehr als 1,8 Milliarden Euro erwerben. Damit bekäme Henkel auf mehreren Gebieten einen Schub. So werde der Klebstoffumsatz durch den geplanten Zukauf in der Wachstumsregion Asien/Pazifik auf einen Schlag verdoppelt. Henkel steige in neue Absatzmärkte mit ICI-Klebstoffen für Windeln und Sportschuhe ein.

Die Klebstoffsparte ragte im Quartalsbericht von Henkel mit einem Plus von 18,5 Prozent auf 164 Millionen Euro beim operativen Gewinn (EBIT) heraus. Umsatzzuwächse, Preiserhöhungen und Kostensenkungen hätten zu dem zweistelligen Plus beigetragen. Besonders gut seien die Geschäfte mit Bauklebstoffen gelaufen. Die Kosmetiksparte um Schwarzkopf steigerte den operativen Quartalsgewinn um 6,4 Prozent auf 95 Millionen Euro. Die Traditionssparte Waschmittel um Persil steigerte den operativen Gewinn nur leicht um 0,7 Prozent auf 126 Millionen Euro.

Bei der Umsatzentwicklung legte die Kosmetiksparte im dritten Quartal 2007 bereinigt um Wechselkurseffekte und Zukäufe/Verkäufe um 7,3 Prozent zu. Henkel-Produkte hätten Marktanteile in Westeuropa hinzugewonnen. Bei Waschmitteln betrug das bereinigte Umsatzplus 4,3 Prozent und bei Klebstoffen 6,4 Prozent. Der Gesamtkonzern wuchs bereinigt um 6 Prozent.

Angesichts dieser Zahlen hob Lehner zum dritten Mal in diesem Jahr die Umsatzprognose für 2007 an. Er erwartet nun ein bereinigtes Umsatzwachstum von 5 bis 6 Prozent. Anfang des Jahres hatte der Henkel-Chef ein Plus von 3 bis 4 Prozent in Aussicht gestellt, im Mai dann im oberen Bereich von 3 bis 4 Prozent und im August mit den Halbjahreszahlen ein Plus von 4 bis 5 Prozent.

Wie Henkel den größten Zukauf seiner Firmengeschichte stemmen will, ist im Detail noch nicht entschieden. Mit Akzo Nobel hatte sich der Düsseldorfer Konzern bereits auf einen Kaufpreis von 2,7 Milliarden britische Pfund (knapp 4 Mrd Euro) für die betreffenden ICI-Klebstoffe geeinigt. Zur Finanzierung werden nach bisherigen Angaben verschiedene Möglichkeiten geprüft. Wie Finanzchef Lothar Steinebach in München sagte, stehe der Düsseldorfer Konzern dank einer Brückenfinanzierung für ein Jahr nicht unter Zeitdruck. Eine Unternehmensanleihe werde intensiv geprüft. Denkbar sei unter anderem auch ein teilweiser oder kompletter Verkauf der Beteiligung am US- Unternehmen Ecolab, die derzeit knapp 30 Prozent beträgt.