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Klatsch und Alltag: Von Hartz IV bis zur Dschungelshow

Von Caroline Bock 15.12.2004, 12:20
Gefesselt und von einer halben Million Buschfliegen befallen, muss Desiree Nick am 30.10.2004 im australischen Urwald während ihrer Dschungelprüfung in einem Glaskäfig mit dem Mund aus Dosen voller Fischöl neun Sterne holen und an der Scheibe befestigen. (Foto: dpa)
Gefesselt und von einer halben Million Buschfliegen befallen, muss Desiree Nick am 30.10.2004 im australischen Urwald während ihrer Dschungelprüfung in einem Glaskäfig mit dem Mund aus Dosen voller Fischöl neun Sterne holen und an der Scheibe befestigen. (Foto: dpa) RTL

Berlin/dpa. - «Es wirdhartz», befand ein Berliner Stadtmagazin und rätselte, wie viel manmit 345 Euro Arbeitslosengeld II anfangen kann.

Aber der Reihe nach. Kaum hatte sich zu Jahresbeginn die Aufregungum die Praxisgebühr von zehn Euro gelegt, entdeckte die Medienwelteinen neuen Liebling. In der RTL-«Dschungelshow» erfuhr LästerzungeCaroline Beil, was passiert, wenn man vergisst, dass die Kamera läuftund wenig Schmeichelhaftes über andere Kandidaten sagt. DanielKüblböck, einstiger «Superstar»-Anwärter, badete in Kakerlaken undCosta Cordalis siegte schließlich als Dschungelkönig der erstenStaffel. Die zweite Staffel entschied Kabarettistin Desiree Nick fürsich, eines jener unberechenbaren Medienphänomene wie die sächsischeMusikantentruppe De Randfichten, die mit dem «alten Holzmichl» denÜberraschungshit 2004 landete.

Das Jahr war aber eigentlich eher arm an Klatsch und Tratsch. FDP-Chef Guido Westerwelle zeigte sich mit seinem smarten Freund, CDU-Politikerin Annette Schavan kommentierte Gerüchte, sie sei lesbischmit den Worten, ihr fehlten dazu «Eignung, Lust und Neigung». Sonst?Angeblich wollen acht Prozent der Frauen ein Kind von JoschkaFischer, Roberto Blanco trennte sich und Anke Engelke war nicht solustig wie Harald Schmidt. Fand jedenfalls das Feuilleton.

In Amerika machte derweil «Nipple-Gate» Fernsehgeschichte. JustinTimberlake riss Janet Jackson vor laufenden Kameras das Oberteilherunter und entblößte deren gepiercte Brust. Andere Frauen stelltenganz freiwillig gewisse Körperteile zur Schau, als die «Bild»-Zeitungim Sommer nach dem schönsten «Arschgeweih» suchte, der schönstentätowierten Girlande über dem Hintern. Mancher mag allerdings einEnde des Tattoo-Booms wähnen, in England sind jedenfallsLaserentfernungen schon schwer in Mode.

Schönheitsoperationen und Vorher-Nachher-OP-Shows bleiben zumLeidwesen von Eltern und Ärzteverbänden allgegenwärtig. In einem«Showroom» auf dem Berliner Kurfürstendamm kann man mittlerweile mitSilikonpolstern testen, wie sich eine Dolly-Buster-Oberweite anfühlt.Dabei ging es dieses Jahr in der Mode noch nicht einmal besonderssexy zu. Gummistiefel schafften es vom Bauernhof auf den Laufsteg, imSommer kamen Hawaiihemden wieder auf, im Winter waren Schiebermützenwie im Nick-Knatterton-Comic angesagt.

Gäbe es für das Jahr 2004 ein beispielhaftes Stück Technik, wäreder iPod von Apple ein heißer Anwärter. Der Computerkonzernvervielfachte durch die kleine weiße Musikbox seinen Gewinn. Auf denStraßen tat sich nicht viel, außer dass nun auch vierrädrigeMotorräder den Verkehr unsicher machen. Schockrocker Ozzy Osbournebrach sich bei einem Unfall mit einem solchen «Quad» acht Rippen undsagte hinterher: «Diese Bikes sind für Kinder und Idioten. Ich binein Idiot.»