Kirche Kirche: Rücktrittserklärung von Margot Käßmann im Wortlaut
Hannover/ddp. - «Am vergangenen Samstagabend habe ich einenschweren Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue. Aber auch wenn ichihn bereue, und mir alle Vorwürfe, die in dieser Situationberechtigterweise zu machen sind, immer wieder selbst gemacht habe,kann und will ich nicht darüber hinwegsehen, dass das Amt und meineAutorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigtsind. Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zubenennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so, wieich sie hatte. Die harsche Kritik etwa an einem Predigtzitat wie'Nichts ist gut in Afghanistan' ist nur durchzuhalten, wennpersönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird.
Einer meiner Ratgeber hat mir gestern ein Wort von Jesus Sirachmit auf den Weg gegeben: 'Bleibe bei dem, was dir dein Herz rät'(37,17). Und mein Herz sagt mir ganz klar: Ich kann nicht mit dernotwendigen Autorität im Amt bleiben. So manches, was ich lese, istmit der Würde dieses Amtes nicht vereinbar. Aber mir geht es nebendem Amt auch um Respekt und Achtung vor mir selbst und um meineGeradlinigkeit, die mir viel bedeutet.
Hiermit erkläre ich, dass ich mit sofortiger Wirkung von allenmeinen kirchlichen Ämtern zurücktrete. Ich war mehr als zehn Jahremit Leib und Seele Bischöfin und habe all meine Kraft in dieseAufgabe gegeben. Ich bleibe Pastorin der hannoverschen Landeskirche.Ich habe 25 Jahre nach meiner Ordination vielfältige Erfahrungengesammelt, die ich gern an anderer Stelle einbringen werde.
Es tut mir leid, dass ich viele enttäusche, die mich gebetenhaben, im Amt zu bleiben, ja die mich vertrauensvoll in diese Ämtergewählt haben. Ich danke allen Menschen, die mich so wunderbargetragen und gestützt haben, für alle Grüße und Blumen, die meinerSeele sehr gut getan haben in diesen Tagen. Dem Rat der EKD danke ichsehr, dass er mir gestern Abend deutlich sein Vertrauen ausgesprochenhat.
Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in derhannoverschen Landeskirche und in der EKD, die mich haupt- undehrenamtlich unterstützt haben. Insbesondere danke ich meinem engstenTeam, das mir in manchem Sturm die Treue gehalten hat. Ich dankeallen Freundinnen und Freunden, allen guten Ratgebern. Und ich dankemeinen vier Töchtern, dass sie meine Entscheidung so klar unddeutlich mittragen und heute hier sind.
Zuletzt: Ich weiß aus vorangegangenen Krisen: Du kannst nie tieferfallen als in Gottes Hand. Für diese Glaubensüberzeugung bin ich auchheute dankbar."